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Herwarth Walden mit seiner zweiten Frau Nell (1916)

Diese Aufnahme zeigt den Impresario, Verleger und Galeristen Herwarth Walden (1878-1941) und seine zweite Ehefrau Nell Roslund (1887-1975) im Speisezimmer ihrer Wohnung in der Potsdamer Straße. Im Hintergrund sind an der Wand zwei Gemälde von Marc Chagall (1887-1985) zu sehen. Walden, eigentlich Georg Levin, kam in Berlin auf die Welt. Seine erste Frau, Else Lasker-Schüler (1869-1945), eine bekannte Schriftstellerin des Expressionismus, mit der er von 1901 bis 1911 verheiratet war, schlug vor, dass er seinen Nachnamen in Walden änderte, in Anspielung auf Henry David Thoreaus literarisches Meisterwerk.

Waldens Leidenschaften entwickelten sich im Lauf der Zeit und umfassten Musik (was sich in seinen kurzlebigen Kompositionsversuchen spiegelte), Literatur, Malerei und schließlich linksgerichtete Politik. Im Jahr 1904 gründete er den Verein für Kunst, der junge Schriftsteller wie Thomas und Heinrich Mann, Alfred Döblin und Gottfried Benn zu fördern beabsichtigte. Walden begann 1910 mit der Veröffentlichung der Zeitschrift Der Sturm, die maßgeblich zur Verbreitung des Expressionismus sowohl in der Literatur, als auch in der bildenden Kunst beitrug. Waldens Unternehmungen profitierten sowohl von der finanziellen, als auch moralischen Unterstützung durch Karl Kraus, den Herausgeber der Zeitschrift Die Fackel in Wien. Es war auch Kraus, der Walden zur Veröffentlichung von Oskar Kokoschkas illustriertem expressionistischem Drama Mörder, Hoffnung der Frauen in seiner ersten Ausgabe ermutigte. Walden gründete in der Folgezeit unter demselben Namen noch eine Schule, eine Galerie und ein Theater. Ebenso unter dem „Markennamen“ Sturm stellte Walden die neuesten Kunsttrends vor: Im März 1912 präsentierte er Werke der Münchener Künstlergruppe der „Blaue Reiter“ und richtete 1913 den „Herbstsalon“ oder „Salon d’Automne” aus, der Arbeiten von Delaunay, Léger, Picabia und Kandinsky umfasste.

Waldens wachsendes Interesse an den bildenden Künsten wurde zweifellos von seiner Heirat mit der schwedischen Malerin Nell Roslund (1887-1975) beeinflusst. Nach dem Ersten Weltkrieg jedoch engagierte sich Walden immer mehr in linksgerichteter Politik und nutzte seine Zeitschrift Der Sturm als Sprachrohr für politische Ansichten (weshalb die Zeitschrift angeblich an Einfluss verlor). Walden setzte seine Tätigkeit als Verleger, Galerist und Kunsthändler bis 1931 fort. Mit seiner Frau und seinem Kind emigrierte er 1932 in die Sowjetunion und nahm die Arbeit als Sprachlehrer und Herausgeber auf. Aufgrund seiner modernistischen Neigungen wurde er 1941 verhaftet und in ein Arbeitslager deportiert, wo er im selben Jahr starb.

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Herwarth Walden mit seiner zweiten Frau Nell (1916)

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