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Festspielhaus der Bildungsanstalt für rhythmische Gymnastik in der Gartenstadt Hellerau (um 1913)

Das Theater in Hellerau wurde 1910-13 nach Plänen von Heinrich Tessenow (1876-1950) im neoklassizistischen Stil, für den er bekannt war, erbaut. Es beherbergte die vom schweizerischen Musikpädagogen Emile Jacques-Dalcroze (1865-1950) gegründete „Bildungsanstalt für Rhythmische Gymnastik“. Während er in der Schweiz war, hatte Dalcroze eine revolutionäre Methode für den Musikunterricht durch Bewegung und Tanz entwickelt. Er nannte diese Methode „Eurythmie“. Bei seinem Streben nach vollständiger Integration von Körper und Geist (man beachte das Yin-Yang-Symbol über dem Theatereingang) bediente sich Dalcroze dieser Arbeitsweise, um Musiker, sowie Schauspieler und Tänzer auszubilden. Das Theater entwickelte sich rasch zu einem internationalen Zentrum für modernen Tanz, Musik und Schauspielkunst, wobei es dem Ideal des Gründers, sowohl spiritueller als auch körperlicher Befreiung des „neuen Menschen“ zu erreichen, künstlerischen Ausdruck verlieh. Hellerau zog einige der größten schöpferischen Geister des damaligen Europa an: Der berühmte Bühnenbildner Adolphe Appia (1862-1928) schloss sich Dalcroze in Hellerau an – ebenso die Tänzer Gret Palucca (1902-1993) und Mary Wigman (1886-1973). Max Reinhardt brachte dort seine erste Theateraufführung auf die Bühne. Unzählige renommierte Schriftsteller und bildende Künstler wie Oskar Kokoschka, Emil Nolde, Le Corbusier, Hans Poelzig, Rainer Maria Rilke, George Bernard Shaw, Franz Kafka und Stefan Zweig besuchten dort Vorstellungen.

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Festspielhaus der Bildungsanstalt für rhythmische Gymnastik in der Gartenstadt Hellerau (um 1913)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz / Kunstbibliothek, SMB
Original: Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin