Entartete Kunst: Ausstellungsführer (1937)
Am 19. Juli 1937 wurde in den Hofgarten-Arkaden in München die Ausstellung „Entartete Kunst“ eröffnet. Gezeigt wurden 650 Kunstwerke, die aus 32 Museen in Deutschland konfisziert worden waren. Als „entartet“ galt den Nationalsozialsten solche Kunst, die sich nicht mit ihrer ideologisierten Ästhetik und der NS-Propaganda vereinbaren ließ, darunter fielen u.a. Expressionismus, Impressionismus, Dada, Neue Sachlichkeit, Surrealismus, Kubismus und Fauvismus. Zahlreiche der begabtesten und innovativsten deutschen Künstler fielen der Diffamierung zum Opfer, zu ihnen zählten z.B. George Grosz, Ernst Ludwig Kirchner, Max Ernst, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein, Paul Klee und Ernst Barlach. Bereits seit 1933 waren avantgardistische Künstler und Museumsdirektoren, die moderne Kunst ankauften und ausstellten, mit Berufsverboten belegt worden, mit dieser Ausstellung nahmen Zensur und Gleichschaltung der Nationalsozialisten nun endgültig von der bildenden Kunst Besitz. Initiiert von Propagandaminister Goebbels und dem Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste, Adolf Ziegler (1892-1959), wurde die Femeausstellung bis 1941 in zwölf weiteren Städten gezeigt, insgesamt sahen sie mehr als 3 Millionen Besucher. Die „Entartung“ der Kunstwerke sollte demonstriert werden, indem sie neben Zeichnungen von geistig Behinderten und Fotos von körperlich behinderten Menschen gezeigt wurden. Dieser Vergleich sollte den „kranken“, „jüdisch-bolschewistischen“ und minderwertigen Charakter der Kunstwerke hervorheben und vor dem drohenden „Kulturverfall“ durch solche Kunst warnen. Was im Gegensatz dazu gute, „gesunde“, „deutsche“ Kunst sei, wurde zeitgleich nur wenige Meter entfernt in der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ gezeigt.Auf dem Bild unten ist das Deckblatt des Ausstellungsführers „Entartete Kunst" zu sehen; das Deckblatt zeigt eine Abbildung der monumentalen Skulptur Der neue Mensch (1912) von Otto Freundlich, die aus dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg konfisziert worden war. Freundlich, ein deutsch-jüdischer Maler und Bildhauer, verbrachte einen Großteil seines Berufslebens in Frankreich. Im Februar 1943 wurde er im von den Nazis besetzten Frankreich verhaftet und ins KZ Majdanek in Lublin (Polen) deportiert, wo er am 3. März 1943 ermordet wurde.
© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz / Kunstbibliothek, SMB / Dietmar Katz
|