Joseph Goebbels ruft zum Boykott jüdischer Geschäfte auf (1. April 1933)
Die nationalsozialistische Weltanschauung betrachtete das so genannte „internationale Judentum“ als den gefährlichsten Rassenfeind des deutschen Volkes. Angeblich verursachten Juden die biologische Degenerierung der Nation und trugen Verantwortung für alle Krisen und Missstände des Landes. Unter der allgemeinen Bevölkerung waren solche auf rassistischem Antisemitismus, Sozialdarwinismus und Paranoia ruhenden Ansichten jedoch anfangs nur Ausnahmeerscheinungen. Deshalb hatte die NSDAP in ihren Wahlkämpfen und Propagandaaktionen der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre vor allem die wirtschaftliche und nationale Notlage des Landes betont und ihren Judenhass oft in den Hintergrund gestellt. Eines der frühesten Zeichen nach Hitlers Machtübernahme, dass von nun an staatlich gelenkter Antisemitismus zur Politik der neuen Regierung gehören würde, war der am 1. April 1933 organisierte landesweite Boykott jüdischer Geschäfte und Firmen. Hitler hatte am 28. März der NSDAP und SA aufgetragen, sich auf diese Aktion vorzubereiten. Sein Kabinett stimmte der Maßnahme am folgenden Tag zu. Der Hauptschauplatz des Boykotts war Berlin, wo SA-Männer Hauswände mit antisemitischen Parolen beschmierten und sich einschüchternd vor jüdischen Geschäften aufbauten. Außerdem fanden hier Massendemonstrationen von Arbeitern und Mitgliedern der Hitler-Jugend gegen angebliche Schmierkampagnen der „internationalen jüdischen Presse“ gegen das NS-Regime statt. In seinen Tagebuchaufzeichnungen bezeichnete Goebbels den Tag als einen großen moralischen Triumph für das deutsche Volk im Widerstand gegen jüdische Ausbeutung und Verleumdung.
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