Die Berliner Secession (1904)
Im späten 19. Jahrhundert begannen progressive Künstler in verschiedenen Städten der deutschsprachigen europäischen Länder, sich von den offiziellen Salons, traditionellen Künstlervereinigungen und Kunstakademien zurückzuziehen oder abzuspalten (daher Sezession). Ihr Ziel war, gegen eine beschränkende Ausstellungspolitik zu protestieren, die etablierte Künstler gegenüber den experimentellen und weniger bekannten bevorzugte, den Einfluss sowohl der königlichen Akademien als auch der kaiserlichen Mäzene und konservativen Meinungsmacher herauszufordern und modernistische Stilrichtungen wie Impressionismus, Naturalismus und Symbolismus zu fördern. Als sich im Mai 1898 56 Künstler zur Berliner Secession zusammenschlossen, waren ähnliche Gruppen bereits in München (1892) und Wien (1897) gegründet worden. Unter der Präsidentschaft des bekannten naturalistischen und impressionistischen Malers Max Liebermann (1847-1935) veranstaltete die Berliner Secession jährlich zwei Ausstellungen. Neben Liebermann spielten die Künstler Walter Leistikow (1865-1908) und Lovis Corinth (1858-1925) sowie die Galeristen und Verleger Bruno (1871-1941) und Paul Cassirer (1871-1926) eine tragende Rolle in dieser Gruppe, die erfolgreich avantgardistische Stilrichtungen förderte und eine wesentliche Alternative zu der von Wilhelm II. unterstützten „wahren Kunst“ – konventionelle Historien- und Landschaftsmalerei sowie monumentale Skulpturen, die sowohl Deutschland als auch die Hohenzollern glorifizierten – bot. Im Verlauf der fünfzehnjährigen Geschichte der Berliner Secession zählten einige der einflussreichsten Künstler der Zeit zu ihren Mitgliedern. Als sie das Jahr 1910 erreicht hatte, begann ihr Engagement für stilistische Vielfalt jedoch abzuflauen, da die Gruppe zunehmend Schwierigkeiten hatte, die Arbeiten einer jüngeren, kraftvollen Generation expressionistischer Künstler zu integrieren. Im gleichen Jahr gründeten eben diese Künstler ihre eigene sezessionistische Gruppe – die Neue Secession – wodurch der Anfang vom Ende der ursprünglichen Gruppe eingeleitet wurde. Das unten abgebildete Foto zeigt Vorstandsmitglieder der Berliner Secession bei Ausstellungsvorbereitungen im Jahr 1904. Von links nach rechts: Willy Döhring, Bruno Cassirer, Otto Engel, Max Liebermann, Walter Leistikow, Curt Herrmann, Fritz Klimsch, die Person auf der Leiter ist unbekannt.
© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
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