Einnahmen aus Frankreich und Ausgaben in Deutschland aus der französischen Kriegsentschädigung (1870er Jahre)
Nach ihrem Sieg belegten die Deutschen das besiegte Frankreich 1871 mit der beispiellosen Summe von 5 Mrd. Francs Kriegsentschädigung. Diese Tabelle listet die Einnahmen und Ausgaben auf, die sich aus der enormen Kapitalumleitung an die verschiedenen Bundesstaaten und Projekte ergaben. Neben der Anstachelung französischer Ressentiments kurbelte der Geldüberschuss nach 1871 in Deutschland das Wirtschaftswachstum (einschließlich ungesunder Spekulationen) an, das nur wenige Jahre später abrupt endete. Die als „Dotationen“ vorgesehenen 4 Millionen Taler sollten zur Ehrung siegreicher Generäle dienen. Doch Kaiser Wilhelms Großzügigkeit löste eine heftige Debatte aus. Manchen Deutschen erschien dieser Geldregen für eine kleine Gruppe hoher Offiziere in keinem Verhältnis zum Leiden und Sterben der eigentlich kämpfenden Kriegsteilnehmer zu stehen. Für andere Beobachter roch es nach Elitedenken und Absolutismus: nur in einer vergangenen Zeit, aber nicht im neuen Deutschen Reich, würde ein oberster Kriegsherr die Kriegsbeute an seine Prätorianer verteilen. Der Kriegsminister Albrecht von Roon diente der Sache der Regierung ebenfalls nicht, als er im Reichstag erklärte, dass gemeine Soldaten bereits durch den Verlust von Gliedmaßen an Ehre gewonnen hätten. Letzten Endes erhielten die Generäle doch ihr Geld.
Überschüsse der in Frankreich erhobenen Steuern und örtlichen Kontributionen
17 600 000 Tlr.
Gesamtsumme
1 484 757 054 Tlr.
Ab Wert der Elaß-Lothring. Eisenbahn
86 666 666 Tlr.
Rein
1 398 090 388 Tlr.
Ausgaben:
1. Reichsinvalidenfonds
187 000 000 Tlr.
2. Kriegsinvalidenpensionen vor Bildung des Fonds
16 196 674 Tlr.
3. Ersatz von Kriegsschäden und Kriegsleistungen
38 800 000 Tlr.
4. Entschädigung der deutschen Reederei
5 600 000 Tlr.
5. Umgestaltung und Ausrüstungen der deutschen Festungen
72 000 000 Tlr.
6. Umgestaltung der Ausrüstungen der Festungen in Elsaß-Lothringen
43 280 950 Tlr.
7. Erweiterung der Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen
57 205 887 Tlr.
8. Reichskriegsschatz
40 000 000 Tlr.
9. Ersatz von Reichsausgaben zur Kriegführung, Entschädigung an Eisenbahnverwaltungen, Erneuerung von Kriegskarten, Kriegsdenkmünzen
43 120 793 Tlr.
10. Okkupationskosten
21 815 000 Tlr.
11. Mehrkosten der Truppenbesatzung in Elsaß-Lothringen
4 581 938 Tlr.
12. Erweiterung der Kriegsmarine
31 949 890 Tlr.
13. Schießplatz der Artillerieprüfungskommission
1 618 267 Tlr.
14. Zum Betriebsfonds der Reichskasse und zu den eisernen Vorschüssen für die Verwaltung des Reichsheeres
8 270 000 Tlr.
15. Übernahme der von den Bundesstaaten gewährten Zoll- und Steuerkredite
19 792 719 Tlr.
16. Errichtung des Reichstagsgebäudes
8 000 000 Tlr.
17. Beihilfe an die aus Frankreich ausgewiesenen Deutschen
2 000 000 Tlr.
18. Donationen
4 000 000 Tlr.
19. Erwerbung des Radziwillschen Palais in der Wilhelmstraße
2 011 328 Tlr.
Zusammen
607 243 446 Tlr.
Es bleiben
790 846 942 Tlr.
Mit Zinsen rund
793 000 000 Tlr.
Bayrischer Anteil
90 200 411 Tlr.
Für die übrigen Staaten bleiben
702 799 589 Tlr.
Für deren gemeinsame Rechnung und zwar zur Abtragung der Reichsschuld für die Küstenbefestigung, Erweiterung von Dienstgebäuden usw.
6 119 000 Tlr.
Württemberg empfängt
28 500 870 Tlr.
Bleibt für Norddeutschen Bund, Baden und Südhessen
668 179 719 Tlr.
Für gemeinsame Rechnung:
Betriebsfonds der Postverwaltung
1 750 000 Tlr.
Retablissement des Heeres
106 846 810 Tlr.
108 596 810 Tlr.
Bleiben zur Teilung
559 582 609 Tlr.
Nordd. Bund
530 116 053 Tlr.
Baden
20 133 182 Tlr.
Südhessen
9 333 674 Tlr.
559 582 909 Tlr.
Quelle: F. Hirsch, Hg., Gebhardts Handbuch der Deutschen Geschichte, 6. Aufl. Stuttgart, 1923, Bd. 3, S. 740-41; abgedruckt in Johannes Hohlfeld, Deutsche Reichsgeschichte in Dokumenten 1849-1934. Berlin, 1927, S. 85-86.