DRAMATIS PERSONAE KRAUSE, Bauerngutsbesitzer
FRAU KRAUSE, seine zweite Frau
HELENE Krauses Tochter erster Ehe
MARTHA Krauses Tochter erster Ehe
HOFFMANN, Ingenieur, verheiratet mit Martha
WILHELM KAHL, Neffe der Frau Krause
FRAU SPILLER, Gesellschafterin der Frau Krause
ALFRED LOTH
DOKTOR SCHIMMELPFENNIG
BEIBST, Arbeitsmann auf Krauses Gut
GUSTE Magd auf Krauses Gut
LIESE Magd auf Krauses Gut
MARIE Magd auf Krauses Gut
BAER, genannt Hopslabaer
EDUARD, Hoffmanns Diener
MIELE, Hausmädchen bei Frau Krause
DIE KUTSCHENFRAU
GOLISCH, genannt Gosch, Kuhjunge
EIN PAKETTRÄGER
Erster Akt
[ . . . ]
FRAU KRAUSE erscheint, furchtbar aufgedonnert. Seide und kostbarer Schmuck. Haltung und Kleidung verraten Hoffart, Dummstolz, unsinnige Eitelkeit.
HOFFMANN. Ah! da ist Mama! — Du gestattest, daß ich dir meinen Freund Doktor Loth vorstelle.
FRAU KRAUSE* macht einen undefinierbaren Knicks. Ich bin so frei! Nach einer kleinen Pause. Nein aber auch, Herr Doktor, nehmen Sie mir’s ock bei Leibe nicht ibel! Ich muß mich zuerscht muß ich mich vor Ihn’ vertefentieren – sie spricht je länger, um so schneller —, vertefentieren wegen meiner vorhinigten Benehmigung. Wissen Se, verstihn Se, es komm ein der Drehe bei uns eine so ane grußmächtige Menge Stremer ... Se kinn’s ni gleba, ma hoot mit dan Battelvulke seine liebe Not. A su enner, dar maust akrat wie a Ilster. Uf da Pfennig kimmt’s ins ne ernt oa, ne ock ne, ma braucht a ni dreimol rimzudrehn, au ken’n Toaler nich, ebb ma ’n ausgibbt. De Krausa-Ludwig’n, die iis geizig, schlimmer wie a Homster egelganz, die ginnt ke’m Luder nischt. Ihrer is gesturba aus Arjer, weil a lumpigte zwetausend ei Brassel verloern hoot. Ne, ne! a su sein mir dorchaus nicht. Sahn Se, doas Buffett kust’t mich zweehundert Toaler, a Transpurt ni gerechnet; na, d’r Beron Klinkow koan’s au ne andersch honn.
* ‘FRAU KRAUSE. Ich bin so frei! Nein, aber auch, Herr Doktor, nehmen Sie mir’s doch beileibe nicht übel! Ich muß mich zuerst, zuerst muß ich mich vor Ihnen entschuldigen, entschuldigen wegen meines vorherigen Benehmens. Wissen Sie, verstehen Sie, es kommen in einem fort bei uns eine so sehr große Menge Stromer ... Sie können’s nicht glauben, man hat mit dem Bettelvolk seine liebe Not. So einer, der stiehlt akkurat [genau] wie eine Elster. Auf den Pfennig kommt’s uns nicht etwa an, nein doch, nein, man braucht ihn nicht dreimal herumzudrehen, auch keinen Taler, eh’ man ihn ausgibt. Die Krause-Ludwig, die ist geizig, schlimmer als ein Hamster, genau, die gönnt keinem Luder etwas. Ihr Mann ist aus Ärger gestorben, weil er lumpige zweitausend in Breslau verloren hat. Nein, nein! so sind wir durchaus nicht. Sehen Sie, das Büfett kostet mich zweihundert Taler, der Transport nicht gerechnet; nun, der Baron Klinkow kann’s auch nicht anders haben.’