In dieser Stunde, die für die Organisation der Kunsthalle einen neuen Abschnitt einleitet, haben Sie das Recht, von uns die Beantwortung der Frage zu erwarten, in welchem Sinne und in welcher Weise wir die Aufgaben der Verwaltung zu lösen gedenken. Mir ist der ehrende Auftrag zuteil geworden, Ihnen unsere Pläne zu unterbreiten. Ich hoffe, in Ihrem Sinne zu handeln, wenn ich in einer sachlichen Auseinandersetzung Ihnen das Material zu eigenem Urteil an die Hand zu geben versuche. Die Leitung eines Museums ist heute nicht mehr wie ehedem ein Versuchsfeld für den Dilettantismus, sondern ein selbständiges Fach, für das die Kräfte ebenso eingehend geschult werden müssen wie für jeden andern Verwaltungszweig. An den Instituten zu London, Paris und Wien, seit einem Jahrzehnt auch in Berlin, hat die Museumspraxis eine so allseitige und tiefgehende Durchbildung erfahren, dass wir der Notwendigkeit überhoben sind, auf eigene Faust kostspielige Experimente zu machen. Die Grundsätze der Verwaltung liegen fest, wir können uns an Vorhandenes anschliessen.
Doch gilt dies nur für die fachtechnische Grundlage der Verwaltung. Eine Anstalt, die wir für die Gesamtorganisation der Kunsthalle zu Hamburg als Vorbild nehmen könnten, existiert noch nicht. Die Ursache liegt auf der Hand, denn der Typus für das moderne Museum ist eben in den grossen Hauptstädten ausgebildet, und die Museen der kleineren Residenzen und der Provinzialstädte haben sich bisher fast ohne Ausnahme darauf beschränkt, dem gegebenen Muster nachzueifern. Nicht ganz mit Recht, denn das städtische Museum hat eine ganz selbständige Aufgabe. Wir wollen jedoch an dieser Stelle kein allgemeines Gesetz suchen, sondern unbekümmert um das, was anderswo erforderlich oder entbehrlich sein mag, aus unsern örtlichen Bedingungen den Organismus unseres Instituts entwickeln.