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L. von Rohden: Auszüge aus Geschichte der Rheinischen Missions-Gesellschaft (1857)

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tauglichsten und wärmsten Männer persönlich aufzusuchen und heranzuziehn. Von diesen ging dann der Beschluß aus, sich zu einem Hülfsverein für die Baseler Missionsgesellschaft zu constituiren, und zunächst einen der dortigen Missionszöglinge durch hiesige Beiträge zu unterhalten. Der Lehrer Roßhoff wurde Präsident, Herr Abr. Siebel wurde Cassenführer, Leipoldt übernahm das bescheidene Amt eines Secretairs, war aber in der That die Seele des Ganzen. Ganz Barmen wurde jetzt in eine Anzahl Rotten oder Districte getheilt, und die Mitglieder oder Directoren der Gesellschaft übernahmen es, eine jährliche Hauscollecte in jedem District abzuhalten. Durch eine besondere Einladungsschrift wurden die Freunde in den benachbarten Städten aufgefordert, sich dem Barmer Verein anzuschließen, es wurden sogenannte auswärtige Directoren ernannt, und bald mehrten sich die eingehenden Gaben und Geschenke so bedeutend, daß statt des einen gleich 3 Baseler Missionszöglinge von hier aus unterhalten werden konnten, unter ihnen der junge Saltet aus Cöln, der später eine gesegnete Wirksamkeit in Grusien am Kaukasus gehabt hat. Und auch nachdem die erforderliche Summe nach Basel abgesandt war, blieb gleich in den ersten Jahren noch immer ein so hübscher Rest in der Kasse, daß auch der Brüdergemeinde, der Halleschen Missionsanstalt, dem Jänicke'schen Seminare noch ansehnliche Geschenke gemacht werden konnten. Der aufstrebende, unternehmende Sinn des emporblühenden Barmen, der Kampfesmuth und die fröhliche Siegeshoffnung der aus langem Druck und Schlummer wieder erwachenden Gemeinden war auch in dem kleinen Verein so vorherrschend, die jugendlichen Kräfte der vorzüglichsten Mitglieder so begierig nach selbstthätiger Wirksamkeit, daß man sich hier mit Sammlung und Versendung von Beiträgen, mit regelmäßigen Sitzungen und Verbreitung von Missionsschriften nicht begnügen konnte. Nachdem im Herbst 1823 der treffliche Präsident gestorben und der damals in der frischesten Jugendkraft stehende Pastor Sander an seine Stelle getreten war, wurden sofort Missionsbetstunden begonnen, es wurden kleinere Vereine von Mädchen und Dienstboten, Jünglingen und Jungfrauen gegründet, durch deren bescheidene Beiträge die Einnahme bald fast verdoppelt wurde, und 1824 wagte die Gesellschaft sogar mit der Feier eines öffentlichen Missionsfestes hervorzutreten – damals eine ganz unerhörte Neuerung, wegen der sich das Comittee bei den Freunden fast entschuldigen zu müssen glaubte.

Wie nun der Herr die Gesellschaft in allen diesen Dingen sichtlich segnete und förderte, da that sie in fröhlichem Vertrauen auf seinen ferneren Segen noch kräftigere Schritte vorwärts, und faßte im Jahr 1825 den Plan zu 2 Unternehmungen, deren Frucht wir noch heute genießen. Sie gründete nämlich das Barmer Missionsblatt, welches mit Anfang 1826 zuerst erschien, und noch in demselben Jahre in 6000 Exemplaren verbreitet, im folgenden schon in 12,000, später in 21,000 Exemplaren gedruckt worden ist. Wer hätte solchen Erfolg sich damals träumen lassen, als man in dem kleinen Verein zuerst über die großen Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens rathschlagte, und es schon für bedenklich hielt, auf den Absatz von mehr als 1000 Exemplaren zu rechnen. Damals machte man sich auf große pecuniäre Verluste gefaßt, und wie viel Tausende von Thalern hat seitdem das Blatt eingetragen, welcher Segen ist durch dasselbe unter uns und bis in weite Ferne hinein gestiftet!

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