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Friedrich Graf von Beust preist den Deutschen Bund (1887)

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Aber nicht nur auf diesem Felde politischer Gestaltung, auch auf andern Gebieten sowohl der Gesetzgebung als der Verwaltung waren es die Einzelnstaaten und nicht die mächtigsten, welche vorangingen und Erspriessliches leisteten. Ich erinnere an den Eisenbahnbau. Die Strecke Leipzig-Dresden war. nachdem die kleine Nürnberg-Fürther Bahn vorausgegangen, die erste längere Strecke, und die Leipzig-Magdeburger trat ihr später als Fortsetzung zur Seite. Ich war Legationssekretär in Berlin, als das Leipzig-Dresdener Eisenbahn-Komité gebildet wurde und seine erste Thätigkeit begann. Wie viele spöttische Anspielungen auf die sächsische Superklugheit hatte ich Gelegenheit zu vernehmen! Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der später durch meine Verheirathung mein Oheim wurde, unterliess nicht, Worte vertraulicher Warnung an mich zu richten. Und habe ich nöthig, daran zu erinnern, was die Vielheit der deutschen Residenzen und Hauptstädte für die Pflege der Wissenschaft und Kunst war? Man wird mir einhalten, nichts hindere die Einzelnstaaten, dieser erspriesslichen Thätigkeit sich ferner zu widmen. — Dazu muss freilich bemerkt werden, dass es mehr als einen der wichtigsten Zweige der Gesetzgebung und der Verwaltung gibt, in dem sie nicht mehr das entscheidende Wort zu sprechen haben. Dann aber fehlt aus Gründen, die ich ihrer zarten Natur wegen nicht näher ausführen will, Eines was die grosse Triebfeder für manches Unternehmen war — der Wetteifer unter den selbstständig sich Fühlenden und selbstständig Handelnden.

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Und wie hat man die Idee der Trias, deren Vorfechter ich war, verketzert? Merkwürdig dass diese Kombination, [ . . .] im Auslande, insbesondere in Frankreich, nie einer ausgesprochenen Sympathie begegnete! Man erkannte dort sehr wohl, was man in Deutschland blind genug war, nicht einzusehen, dass mit der dritten Gruppe, nichts anzufangen, dass sie das beste Bollwerk gegen Sonderbündnisse mit dem Ausland sein werde, wie beispielsweise gegen das preussisch-italienische, weil dann die dritte Gruppe sofort auf die Seite der anderen Grossmacht trat.

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Die Verhältnisse in Italien lagen ganz anders als in Deutschland; dort war kein Einigungsbund unter den einzelnen Staaten, jeder derselben hing mehr oder weniger vom Ausland ab, selbst Piemont war bis 1847 von Oesterreich abhängig, die Secundogenituren natürlich, Neapel bald von Oesterreich bald von Frankreich.

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