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„Neue Leipziger Schule”: Der Maler Neo Rauch (8. Dezember 2000)

Der Maler Neo Rauch wurde in den 1990er Jahren zum Aushängeschild der sogenannten „Neuen Leipziger Schule“, einer Gruppe junger Maler aus dem Umfeld der altehrwürdigen Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, die durch geschickte Vermarktung von einigen Leipziger Galeristen zu international erfolgreichen und kommerziell erfolgreichen Künstlern aufstiegen. Das Etikett „Leipziger Schule“ war dabei von Anfang an mehr eine Vermarktungsstrategie (oder Marke) als eine Kunstströmung, nicht zuletzt weil die betreffenden Künstler stilistisch unterschiedlich arbeiten und den Begriff zumeist ablehnen. Ihnen allen gemeinsam sind jedoch die perfekte Beherrschung ihrer Maltechnik sowie der Hang zur figurativen Malerei. In dieser Hinsicht stehen sie in der ostdeutschen Tradition – während sich in der Nachkriegszeit in Westdeutschland zunächst die abstrakte Malerei durchsetzte, blieb die figurative Malerei in der DDR stets vorherrschend. Innerhalb der ostdeutschen Maltradition weisen ihre Arbeiten bestimmte Merkmale auf, für die Leipzig insbesondere bekannt ist: historisches Bewusstsein, Strenge der Komposition, sorgfältige Ausführung sowie eine Betonung von Perspektive, Raum und figürlicher Anordnung. Generell ist den Künstlern der „Neuen Leipziger Schule“ eine Vorliebe für gedämpfte Farbtöne und melancholische Sujets gemein; zudem teilen sie ein allgemeines Interesse an architektonischen Motiven und Interieurs.

Das unten abgebildete Foto wurde im Jahr 2000 bei der Eröffnung einer Neo Rauch-Ausstellung in der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig aufgenommen. Es zeigt Rauch (geb. 1960) vor einem seiner Gemälde. Während Rauchs großformatige Bilder offensichtlich dem Sozialistischen Realismus verpflichtet sind, spiegeln sie gleichzeitig Einflüsse anderer Strömungen wie Pop Art und Surrealismus wider. Seine Gemälde wurden sowohl in Deutschland als auch international an zahlreichen Orten ausgestellt. Im Jahr 2007 wurde Rauch mit einer Einzelausstellung im New Yorker Metropolitan Museum of Art gewürdigt.

Zu den weiteren, allesamt männlichen Mitgliedern der „Neuen Leipziger Schule“ zählen Tilo Baumgärtel, Christoph Ruckhäberle, Martin Kobe und Matthias Weischer, alle geboren in den frühen 1970ern. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihres großen kommerziellen Erfolges sind die Künstler der „Neuen Leipziger Schule“ nicht ohne Kritiker geblieben, von denen viele ihre Arbeiten als prosaisch, gekünstelt und deprimierend empfinden und ihren Erfolg im wesentlichen auf den Medienrummel zurückführen. Foto: Wolfgang Kluge.

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„Neue Leipziger Schule”: Der Maler Neo Rauch (8. Dezember 2000)

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(c) ZB – Fotoreport