GHDI logo


„Bauer aus Mühlenbach” und „Schwarzwälderin” (um 1860)

Traditionelle Trachten waren und bleiben weiterhin Ausdruck von Identitäten. Der lokalen Kleidung kam große symbolische Bedeutung zu in einer Zeit regionaler Fragmentierung, in der Deutschland noch kein geeinter Nationalstaat war. Wie andere deutsche Regionen konnte sich der Schwarzwald, das Mittelgebirge zwischen Baden und Württemberg, einer großen Vielfalt lokaler Trachten rühmen, von denen manche sich sogar von einem Tal zum anderen unterschieden. Neben der Funktion als regionales Differenzierungsmerkmal vermittelten die Unterschiede in der Bekleidung außerdem den Status des Einzelnen innerhalb der Gesellschaft und Familie. Der auf diesem kolorierten Holzstich (um 1860) abgebildete Mann wird als Bauer aus Mühlenbach identifiziert, einem kleinen Ort etwa 40 Kilometer nordöstlich von Freiburg. Er trägt ein weißes Hemd mit schwarzem Halstuch, einen langen Mantel (ebenfalls in elegantem Schwarz) mit kastanienbraunem Futter, einen Hut mit Krempe und feine weiße Strümpfe. Zudem führt er einen Spazierstock mit sich. Sein weibliches Gegenstück, die einfach als „Schwarzwälderin“ bezeichnet wird, trägt ein schwarzes Kleid mit Schnürmieder, eine hellgrüne Schürze, eine weiße Bluse mit Puffärmeln, feine blaue Strümpfe sowie elegante schwarze Schuhe. In der Hand hält sie einen dekorativen, gemusterten Schal und trägt einen breitkrempigen Strohhut, der mit einer kleineren Variante der roten Wollpompons („Bollen“) verziert ist, die für die Trachten in manchen Gebieten des Schwarzwalds noch heute typisch sind. Kolorierte Lithografie, um 1860.

Druckfassung     zurück zur Bilder-Liste vorheriges Bild      nächstes Bild

„Bauer aus Mühlenbach” und „Schwarzwälderin” (um 1860)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz / Dietmar Katz