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Robert Koehler, Der Sozialist (1885)

Dies ist angeblich das erste Bildnis eines politischen Agitators aus der Arbeiterklasse. Die aggressive Haltung und offenkundige Heftigkeit dieses sozialdemokratischen Redners werden unterstrichen durch das rote Tischtuch im unteren Bildbereich und das in der Westentasche des Redners verstaute Taschentuch mit derselben Farbe. Dieses Gemälde von Robert Koehler (1850-1917) illustriert außerdem die internationale Reichweite der sozialdemokratischen Bewegung in den 1880er Jahren. Der als Sohn deutscher Eltern in Hamburg geborene Koehler zog als Kind aus Deutschland in die Vereinigten Staaten; die Familie ließ sich in Milwaukee nieder, einem der bevorzugten Ziele deutscher Einwanderer. Koehler studierte Kunst – insbesondere Lithografie – in Pittsburgh und New York und besuchte dann die Kunstakademie in München. Die hier dargestellte Szene war durchaus sowohl in Deutschland als auch Amerika vorstellbar gewesen. Während der Gültigkeitsdauer des Sozialistengesetzes (1878-1890), als Vereine, Veröffentlichungen und Zusammenkünfte der SPD in Deutschland verboten waren, reisten führende Parteimitglieder in die USA und sprachen zu großen Zuhörerschaften in New York, Boston, Philadelphia und Chicago. Dieses Gemälde wurde 1885 an der National Academy of Design in New York unter dem aufschlussreichen Titel A German Socialist Propounding His Bloodthirsty Ideas [Ein deutscher Sozialist bei der Darlegung seiner blutrünstigen Ideen] ausgestellt. Ein weiteres Bild von Koehler, Der Streik (1886), spiegelt eine ganz andere Seite des Kampfes um Arbeiterrechte wider.

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Robert Koehler, <i>Der Sozialist</i> (1885)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
Fotograf: Jürgen Liepe