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Verhandlungen des Reichstags über den Versailler Vertrag (Juni 1919)


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40. Sitzung.

Sonntag den 22. Juni 1919.

[ . . . ]

Dr. Graf v. Posadowsky-Wehner, Abgeordneter: Unser Vaterland befindet sich im schwersten Augenblick seiner Geschichte. Vor unseren Toren steht der Feind, und im Innern unseres Landes machen sich bedenkliche Zeichen der Auflösung bemerkbar. Jede Regierung, die aus der Revolution hervorgegangen ist, wird selbstverständlich versuchen, eine neue Ordnung der Dinge herbeizuführen, aber es muß auch eine Ordnung sein. Bisher ist es der Regierung nicht gelungen, diese Ordnung herbeizuführen, die die Sicherheit des bürgerlichen Lebens und Eigentums gewährleistet. Wir waren deshalb auch nicht in der Lage, der vergangenen Regierung ein Vertrauensvotum zu erteilen, und wir sind ebensowenig in der Lage, ein solches Vertrauensvotum der gegenwärtigen Regierung auszusprechen.

(Sehr richtig! rechts.)

Es ist auch ein überraschender Vorgang, daß eine Regierung, die eben auf die Bühne getreten ist, deren Leistungen man noch nicht kennt, schon jetzt ein Vertrauensvotum beansprucht.

(Sehr gut! rechts.)

Es war ein großer Tag, der 12. Mai d. J., den wir in Berlin erlebten, als die Sitzung der Nationalversammlung in der Aula der Akademie tagte. Man hatte damals den Eindruck, daß so ziemlich alle Parteien, jedenfalls die ungeheure Mehrheit des Hauses entschlossen war, diese Friedensbedingungen nicht anzunehmen. Man wurde in dieser Überzeugung bestärkt durch die ergreifende Rede unseres verehrten Herrn Präsidenten am Schlusse unserer Sitzung.

(Sehr richtig! rechts.)

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