GHDI logo

Status und Pflichten eines Volksschullehrers: Eine Selbstdarstellung (um 1890)

Seite 4 von 4    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Die Ansprüche an eine bessere Besoldung sind denn auch in den letzten 20 Jahren stärker hervorgetreten, denn je, trotz der entschiedenen Hilfe durch Staat und Gemeinde; sie werden vielfach noch bis zur Stunde erhoben, und wahrlich nicht ohne Grund, was man auch dagegen einwenden mag. Jeder will eben in seinem und seiner Familie Auftreten mit denen gleichen Schritt halten, die er nach Bildung und Bedeutung in eine Linie mit sich stellen darf. Wie sehr die Lehrer in verschiedenen deutschen Staaten in diesem Falle noch zurückstehen, geht am besten daraus hervor, daß sie ihre Forderungen auf Besserstellung mit den Einkünften niedrigerer Lebenskreise begründen, obwohl ihre gesellschaftliche Stellung unzweifelhaft höher ist. Es drückt sie nieder, daß sie in ihren besten Bestrebungen für die Schule, für ihren Stand und für die Gemeinden noch immer durch die Sorge ums Brot gehemmt werden. „Haushaltungssorgen haben [ . . . ] von allen menschlichen Sorgen darum die widerlichste Bitterkeit, weil sie nur an leibliche Notdurft und tierisches Bestehen mahnen. Sie adeln nicht das Gemüt, sie demütigen nur.“



Quelle: Konrad Fischer, Geschichte des deutschen Volksschullehrerstandes, zwei Bände, Hannover, 1892, Bd. 2, S. 349, 410-11, 421-28.

Abgedruckt in Gerhard A. Ritter und Jürgen Kocka, Hg., Deutsche Sozialgeschichte 1870-1914. Dokumente und Skizzen, 3. Aufl. München: C.H. Beck 1982, S. 304-7.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite