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Wege zum unternehmerischen Erfolg: Ratschläge eines Bankiers (1884)

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Wenn ich an Deiner Stelle wäre, würde ich denselben dahin ausnutzen, daß ich bald in die Praxis ginge und ordentlich Erfahrungen sammelte, stets mit dem stillen Hintergedanken, mich demnächst mit einem wissenschaftlich geschulten Techniker, eventl. auch einem Geldmenschen, zu associieren und dann ein eigenes Etablissement zu gründen.

Für diese Praxis gibt es zwei Wege, entweder Schukkert in Nürnberg oder die Edison-Gesellschaft in Berlin, wenn dieselbe in der Lage ist, Dich vorher noch nach Amerika zu schicken, sodaß Du dort 6 Monate bleiben und alles sehen kannst. [ . . . ]

Seitdem ich in Amerika gewesen bin lege ich auf einen längeren Aufenthalt dort aus pädagogischen Rücksichten großen Wert. Es ist für mich kein Zweifel, daß der Ton, in welchem dort die Geschäfte betrieben werden, dem unsrigen bei weitem überlegen ist. Die Leute sind dort rücksichtslose Räuber, aber sie haben Sinn für große Konstruktion und es herrscht dort nicht der kleine schmutzige Diebstahl, welcher bei uns grassiert. Namentlich aber lernt man dort die Konzentration der Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Ziel und die Verachtung des ziellosen Hin- und Herfackelns, das ich den feuilletonistischen Geschäftsbetrieb nennen möchte. Es wird garnicht lange dauern, daß diese Leute uns auf allen unseren eigensten Gebieten geschlagen haben werden, inkl. Malerei und anderer Künste; und man lernt dort sehr viel mehr tüchtige Menschen kennen als bei uns.



Quelle: Karl Helfferich, Georg von Siemens. Ein Lebensbild aus Deutschlands großer Zeit. 3 Bde. 2. Aufl. Berlin, 1923, Bd. 2, S. 66-67.

Abgedruckt in Gerhard A. Ritter und Jürgen Kocka, Hg., Deutsche Sozialgeschichte 1870-1914. Dokumente und Skizzen, 3. Aufl. München: C.H. Beck, 1982, S. 327-28.

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