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Preußische Junker als Landwirte und Jäger (1870er/1880er Jahre)

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Als Landwirte standen die konservativen Rittergutsbesitzer größtenteils unter dem Durchschnitt. Meist hatten sie weder theoretisch noch praktisch die Landwirtschaft gründlich studiert. Man wurde zunächst Offizier, und wenn der alte Herr sich „abbaureif" fühlte, so übernahm der Herr Rittmeister das väterliche Gut. Er war an erhebliche Lebensansprüche gewöhnt und konnte kommandieren. Viel mehr Vorkenntnisse brachte er in die Landwirtschaft nicht mit. Natürlich ging die Sache nach einigen Jahren schief. Dann wurde Raubbau getrieben. Die Schulden häuften sich. Der Bankrott drohte. Der SOS-Ruf erklang: Väterchen Staat, hilf!

Alle Konservativen waren davon überzeugt, daß es Pflicht des Staates sei, so viel Zölle und Liebesgaben heranzuschaffen, daß auch die untüchtigen Besitzer auf schlechtem Boden sich halten konnten. Möglichst viel vom Staat, möglichst wenig an den Staat! war ihre Parole.



Quelle: Hellmuth von Gerlach, Von Rechts nach Links, herausgegeben von E. Ludwig. Zürich, 1937, S. 35ff.

Abgedruckt in Gerhard A. Ritter und Jürgen Kocka, Hg., Deutsche Sozialgeschichte 1870-1914. Dokumente und Skizzen, 3. Aufl. München: C.H. Beck, 1982, S. 189-90.

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