GHDI logo

L. von Rohden: Auszüge aus Geschichte der Rheinischen Missions-Gesellschaft (1857)

Seite 4 von 7    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Der Friede kehrte wieder 1814, dann noch gesicherter 1815. Jetzt that eine neue Bahn des Handelns und Wirkens für alle Freunde des Reiches Gottes sich auf. Nun mußte auch der alte Beterbund eine neue Gestalt annehmen. Die ganzen ersten 14 Jahren waren es immer dieselben 12 treuen Knechte Gottes gewesen, welche mit seltenen Unterbrechungen jeden Monat in demselben Lokal sich zum Gebet um Ausgießung des heiligen Geistes und das Kommen des Reiches Jesu vereinigt hatten. Jetzt aber riß der Tod schnell eine Lücke nach der andern in die eng verschlungene Kette, und etliche Mitglieder mußten fortziehn. Die bisher fast alleinige Thätigkeit des Vereins, die Vertheilung von Bibeln und Traktaten, wurde von der im Jahre 1814 neu gestifteten Bergischen Bibelgesellschaft und Wupperthaler Traktatgesellschaft übernommen und in umfassenderer Weise fortgeführt. Sie waren beide geistliche Töchter der kleinen Missionsgesellschaft, und nahmen beide ihren Antheil an dem Gebetskapital, das die Mutter aufgehäuft hatte, mit sich hinweg. Das konnte man merken an ihrem gesegnetem Anfang und gesegnetem Fortgang. Die Missionsgesellschaft selbst blieb zwar, so lange der Altvater Peltzer noch lebte – bis 1817 – trotz der Veränderung fast des ganzen Personals, noch wesentlich in den alten Geleisen. Das Gebet war noch immer die Hauptsache, die Herausgabe einzelner Hefte „Nachrichten von der Ausbreitung des Reiches Jesu" dauerte noch fort; aber man schaute doch schon fleißig aus, besonders die neu eingetretenen jüngeren Mitglieder, (die Zwölfzahl war bereits überschritten) ob der Herr nicht noch andere Arbeit für sie habe, und sie zu unmittelbarer Theilnahme am Missionswerk berufen wolle. Da meldete sich der erste Jüngling, der sich durch Vermittelung des Elberfelder Vereins zum Missionsdienst wollte ausbilden lassen. Man kann denken, mit welchem freudigen Dank gegen den Herrn er angenommen ward. Seine Prüfung und Ausbildung, seine Sendung nach Berlin, um dort zum Heidenboten ausgebildet zu werden, galt den Freunden als erstes Unterpfand, daß der Herr ihren Gebeten dereinst noch die Möglichkeit zur selbstständigen Aussendung von Missionaren eröffnen werde. Der 84jährige Präsident Peltzer sah wie Moses vom Berge Nebo noch hinüber in das Land der Verheißung, sah im Glauben schon aus dem Wupperthal die Friedensboten hinausziehen in die Heidenwelt. Dann starb er. Nun waren nur noch zwei aus jenem alten Beterbunde der Zwölf übrig. Ein Josua und Kaleb ragten sie noch hinein in die neue Entwickelung der Missions-Gesellschaft, die noch erst durch viel Kampf und viel Schwanken gehen sollte, ehe sie wirklich zu dem ersehnten und erflehten Ziele gelangte.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite