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Heinrich Brüning, „Keine Reparationen mehr": Rede vor dem Reichsparteiausschuß der Deutschen Zentrumspartei (5. November 1931)

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Das hat mit dazu geführt, daß die Frage der Reparationen durch die Öffentlichkeit in der ganzen Welt ohne Ausnahme völlig anders beurteilt wird als in früheren Jahren.

(Sehr richtig!)

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Ich habe bereits früher schon gesagt, daß die Etatslage des Jahres 1932 überall außerordentlich schwierig und ernst werden wird. Wir werden uns darauf einstellen müssen, daß wir auch neue Opfer vom Volke zur Sicherung der Etats der öffentlichen Hand verlangen müssen. Das Zweite ist, daß es gelingen muß und gelingen wird, durch die Ergreifung einer Reihe von Maßnahmen, gleichzeitig wohl aufeinander abgestellt, die allerdings getragen sein müssen auch von der psychologischen Verantwortung der zu den Beratungen mit hinzugezogenen Kreise, daß der Schrumpfungsprozeß in der Wirtschaft aufgehalten wird, daß dieses Aufhalten des Schrumpfungsprozesses bei der kleineren und mittleren Industrie, beim Handwerk auch durch eine nach der einen oder anderen Seite anders eingestellte Politik der Banken in kürzester Frist erfolgen muß. Es ist die Aufgabe, das Genossenschaftswesen zu konsolidieren, unter allen Umständen in allen öffentlichen und privaten Kreditinstituten schnellstens zurückzukehren zu den absolut soliden Maximen der Vorkriegszeit. Das ist das Entscheidende und viel wichtiger, als jeden Augenblick Staatshilfe einzelnen Instituten oder größeren Organisationen zu bieten.

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Diese Hauptaufgaben sind letzten Endes nur dann durchzuführen, wenn eines eintritt, was ich immer und immer wieder in den Vordergrund der ganzen Probleme geschoben habe: ohne Schaffung einer Atmosphäre des Vertrauens im Aus- und Inland werden wir nicht zu dem erstrebten Ziel gelangen. Worunter die Welt am meisten leidet, sind nicht hier und da Bankschwierigkeiten, sondern die Tatsache, daß der Sparer und der Kapitalist völlig in der ganzen Welt nervös geworden sind, obwohl an sich m. E. ein Grund zu einem solchen Grad der Nervosität nicht vorhanden ist. Durch dauernde politische Agitation, durch Predigen von Experimenten schafft man weder im In- noch im Ausland diese Vertrauensatmosphäre. Das muß das deutsche Volk einsehen, und ich bin der Überzeugung, daß es gelingen wird, dem deutschen Volke diese Erkenntnis zu schaffen. Denn ein Ergebnis, das für uns akzeptabel ist in all den Verhandlungen außenpolitischer Art, die ich erwähnt habe, ist nur dann zu erzielen, wenn man sicher ist, daß hier in Deutschland keine politischen Experimente gemacht werden.

(Zustimmung.)

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Quelle: Heinrich Brüning, Reden und Aufsätze eines deutschen Staatsmanns Hrsg. von Wilhelm Vernekohl unter Mitwirkung von Rudolf Morsey. Münster: Verlag Regensburg, 1968, S. 66-85.

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