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Verhandlungen des Reichstags über den Versailler Vertrag (Juni 1919)

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Die allgemeine Wehrpflicht war für Deutschland ein wahrer Jungbrunnen,

(sehr richtig! rechts)

eine Erziehung des Volkes in hygienischer, in sittlicher Beziehung, die entscheidend für die ganze Entwicklung unseres Volkes gewesen ist. Jetzt sollen wir diese allgemeine Wehrpflicht, den Stolz Deutschlands, abschaffen; man geht sogar so weit, uns vorzuschreiben, in welcher Anzahl wir uns Polizeitruppen halten dürfen, um die Sicherheit des Landes zu gewährleisten. Die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht bedeutet einen ungeheuren sittlichen und hygienischen Verlust für unser ganzes Volk.

(Sehr richtig! rechts.)

Wir sollen jetzt wehrlos dastehen, ohne Reserven, ohne Flugzeuge, ohne Generalstab. Unsere technischen Rüstungen sollen beschränkt werden, unsere Festungen sollen wir schleifen, unsere 14 Kabel sollen uns geraubt werden. Man will eine Aufsicht über unsere Funkspruchstationen ausüben. Wir sollen keine militärischen Luftstreitkräfte unterhalten können. Was sagt das anderes, als daß wir jedem raubgierigen Nachbarn, jedem abenteuerlustigen, intriganten Staatsmanne anderer Staaten, wenn es ihm beliebt, gegen uns vorzugehen, wehrlos gegenüber stehen, soweit es der nebelhafte Völkerbund nicht verhindert.

(Sehr richtig! rechts.)

Die Abschaffung unseres stehenden Heeres, die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht, die Beschränkung auf 100 000 Mann bedeutet tatsächlich unsere Wehrlosmachung, und das Sprichwort sagt: „Wehrlos, ehrlos!“

(Lebhafte Zustimmung rechts.)

Diese Bestimmungen des Friedensangebots bedeuten geradezu die militärische Entmündigung Deutschlands. Wir werden durch diese Bestimmungen zu einem Helotenvolk unserer Feinde herabgedrückt. Dazu kommt, daß uns diese Beschränkungen auferlegt werden, ohne daß wir irgend eine Sicherheit dafür haben, daß auch die anderen Staaten die allgemeine Wehrpflicht abschaffen oder ihre Truppen in dem gleichen Maße wie wir verringern werden.

An die Seite unserer Wehrlosmachung stellt sich der Landraub. Wir sollen ein Gebiet verlieren in der Größe von etwa drei Viertel der Größe Großbritanniens, mit einer Einwohnerzahl von etwa 8 Millionen Menschen. Vor allen Dingen kommt hier Elsaß-Lothringen in Betracht. Es ist eigentümlich, wie schnell man sich in Deutschland mit der Abtretung von Elaß-Lothringen — wie es scheint — stillschweigend abgefunden hat.

(Lebhafte Zustimmung rechts.)

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