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Die schwachen Leistungen der deutschen Schüler in der PISA-Studie (2002)

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Eine Verstärkung der Sprachförderung im vorschulischen Bereich und in den Grundschulen sowie die gezielte Förderung der „Risikogruppe“ schwacher Schülerinnen und Schüler, insbesondere bildungsbenachteiligter Kinder von Migranten, in den weiterführenden Schulen.

Die Stärkung schulischer Selbstständigkeit und Eigenverantwortung in pädagogischen, finanziellen und personellen Fragen. Wenn wir die Qualität unserer Schulen verbessern wollen, müssen wir ihnen mehr Freiheit geben. Die Verantwortung für die Lern- und Bildungsprozesse muss in der Schule bleiben. Schulen brauchen ein hohes Maß an pädagogischer Freiheit und Flexibilität – also weniger zentrale Regulierung. Eine Bildungsverwaltung, die alles und jedes auf Punkt und Komma zu regeln versucht, ist nicht mehr zeitgemäß. „Schulen brauchen statt dessen mehr Freiräume und mehr Entscheidungsfreiheit, damit sie schneller auf den gesellschaftlichen Wandel antworten und angemessen auf veränderte Anforderungen in ihrem Umfeld reagieren können.“ „Gestalten statt Verwalten“ ist das Motto der selbstständigen Schule, in der die Schulleitung in enger Kooperation mit dem Kollegium die permanente Verbesserung der schulischen Qualität als Hauptaufgabe betrachtet und die volle Verantwortung für die Ergebnisse übernimmt. Ein zukunftsweisendes Modell könnte das Projekt „Selbstständige Schule“ in Nordrhein-Westfalen sein, an dem (ab August 2002) ca. 300 Schulen teilnehmen.

Die Einführung klar definierter, bundesweit geltender Standards und Verfahren zur geeigneten Qualitätssicherung in Form von Vergleichsarbeiten und Aufgabenpools für Beispielaufgaben. Nicht jedoch eine zentral organisierte Test-Inflation, die weder effektiveren Unterricht noch bessere Schülerleistungen bringt. Wichtig sind Qualifizierungsangebote, die den Lehrerinnen und Lehrern helfen, das eigene Methodenrepertoire weiterzuentwickeln.

Schüler individuell fördern und fordern. Eine Bildungsreform muss zum Ziel haben, Leistung zu fördern und Chancengleichheit zu sichern. PISA zeigt: Die fehlende Lesekompetenz sowie die wenig ausgeprägte mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenz beruhen z. T. auf der mangelnden Förderung durch die Schule. Die Schul- und Bildungssysteme anderer Länder – z. B. Finnland, Schweden und Kanada – schaffen es besser, diese Kompetenzen früh zu fördern, Schwächen der Schüler zu erkennen und sie unabhängig von der Herkunft der Schüler auszugleichen. Sie schaffen es außerdem, mehr Spitzenleistung zu fördern. Daher muss die individuelle Förderung aller Kinder und Jugendlichen – der bildungsbenachteiligten, der so genannten „normal begabten“ und der besonders leistungsstarken – verstärkt Ausgangspunkt und Zielsetzung eines Bildungssystems sein, das sich seiner Aufgabe stellt: die Kinder und Jugendlichen so zu erziehen und zu bilden, dass sie als aktive Bürgerinnen und Bürger in einer demokratischen Gesellschaft ihr persönliches, berufliches und das gesellschaftliche Leben verantwortungsbewusst gestalten können.

Begabtenförderung: Die Förderung besonderer Begabungen ist neben der Breiten- und der Benachteiligtenförderung ein wichtiges Ziel der Bildungspolitik. Auch hochbegabte Kinder brauchen günstige Entwicklungsbedingungen, um ihr Begabungspotenzial voll entfalten zu können. Sie müssen besonders gefördert und gefordert werden. [ . . . ]



Quelle: Dieter Smolka, „Die PISA-Studie: Konsequenzen und Empfehlungen für Bildungspolitik und Schulpraxis“, Aus Politik und Zeitgeschichte, B 41/2002.

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