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Die schwachen Leistungen der deutschen Schüler in der PISA-Studie (2002)

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Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenz: Im internationalen Vergleich sind auch die mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenz deutscher Schülerinnen und Schüler unterdurchschnittlich. Knapp 25 % der 15-Jährigen müssen laut PISA-Bericht zur Risikogruppe derjenigen gerechnet werden, deren Mathematikkenntnisse nur bedingt für eine erfolgreiche Berufsausbildung genügen. Dabei zeigt sich die Lesekompetenz auch als Basis mathematischer Kompetenz.

Förderung mangelhaft: Innerhalb Deutschlands gibt es aber auch in Ländern mit unterdurchschnittlichem Niveau relativ große Gruppen leistungsstarker Schülerinnen und Schüler. Das PISA-Konsortium folgert daraus, dass es in Deutschland nicht wie in anderen Ländern gelingt, schwache Schüler und ebenso besonders begabte Schüler ausreichend zu fördern.

Ungleiche Bildungschancen: Die PISA-E-Studie zeigt, dass die wesentlichen Zielsetzungen eines demokratischen Schulsystems von keinem Bundesland angemessen erreicht werden, nämlich allen Heranwachsenden gleich gute Bildungschancen zu geben, sie individuell optimal zu fördern und gleichzeitig soziale, ethnische und kulturelle Disparitäten der Bildungsbeteiligung und des Bildungserfolgs auszugleichen. Die soziale Herkunft entscheidet im hohen Maße über den Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler. Hier liegt eine zentrale bildungspolitische Herausforderung.

Tendenz zur „Homogenisierung“: Deutschlands Schulen haben offensichtlich grundsätzliche Schwierigkeiten damit, heterogene Gruppen von Schülern angemessen zu fördern und zu fordern. Dies belegen die hohen Zahlen der Rückstellungen, Wiederholer und – international einmalig – Absteiger aus weiterführenden Schularten in andere Schulformen. Einige Bundesländer müssen hier erheblich bessere Lösungen finden. Jedes Schulsystem bemüht sich um die Balance zwischen dem, was Kinder mitbringen, und dem, was Schule zu erreichen vermag. „Aber keines ist so zwanghaft auf den einen Pol fixiert wie das deutsche: das, was man hierzulande ,Eignung' nennt und angeblich schon früh festgestellt werden kann. Soll in diesem Land die Qualität von Schule verbessert werden, wird nicht die Schule verbessert, sondern werden Versetzungsbestimmungen verschärft oder Querversetzungen erleichtert, damit endlich nur noch die ,richtigen‘ Kinder auf der ,richtigen‘ Schule oder in der ,richtigen‘ Klasse sind. [ . . . ] In den Ländern, von denen wir etwas lernen können, bestimmen die Schulen eine andere Logik: Sie konfrontieren sich zuerst mit der Frage, was sie selber besser machen können.“

[ . . . ]

II. Folgerungen für die Schul- und Bildungspolitik

Zentrales Anliegen der Schule ist, eine allgemeine Kultur der Anstrengung und Wertschätzung des Lernens fest zu verankern, die Unterrichtsqualität zu sichern und weiterzuentwickeln. Die PISA-Studie zeigt, dass im internationalen Wettbewerb Kreativität, Handlungsorientierung und problemlösender Anwendungsbezug gefordert sind – die Fähigkeit nämlich, gelerntes Wissen auch anwenden zu können. Das können nur selbstständige Schülerinnen und Schüler. Die Paukschule ist passé.

1. Eckpunkte einer Bildungsreform

Für alle Bundesländer liegt die Herausforderung darin, den durch PISA-E initiierten föderalen Wettbewerb produktiv für die Weiterentwicklung des Schulsystems zu nutzen. Die bereits bestehenden Ansätze sollten meines Erachtens verstärkt werden, insbesondere:

Der Ausbau schulischer Ganztagsangebote, die zusätzliche Möglichkeiten zu einer intensiveren Förderung und Forderung der Schülerinnen und Schüler bieten. Ganztagsangebote sind insbesondere für die Kinder wichtig, bei denen häusliche Defizite in der Schule kompensiert werden müssen. In enger Kooperation mit den externen Partnern der Schule wird das schulische Ganztagsangebot organisiert. Die Schule mit ihrem lokalen Umfeld wird zum Lern- und Lebensraum, in dem sich Schüler und Lehrer auch außerhalb des Unterrichts begegnen und sich gegenseitig als Lernende erfahren.

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