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Der Vorsitzende von DaimlerChrysler, Jürgen Schrempp, verteidigt die Globalisierung als Chance (2. Juli 1999)

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6. Globalisierung erzeugt nicht Bindungslosigkeit, sondern die Internationalisierung von Kommunikation schafft neue Formen der Verbindung.

Nutzten 1994 erst drei Millionen Menschen das Internet, waren es im vergangenen Jahr bereits 100 Millionen, und im Jahr 2003 ist von einer Milliarde auszugehen. Der Verkehr im World Wide Web verdoppelt sich alle 100 Tage. Nicht Tonnen, sondern Kilobytes sind entscheidender Maßstab im internationalen Wettbewerb. Nachrichten können nicht unterbunden – Ideen, neue Produkte nicht mehr einfach den Menschen vorenthalten werden. Das Internet schafft für Verbraucher neue Möglichkeiten. Wer ein Produkt auf dem nationalen Markt nicht erhält, kann es sich über das Internet im Ausland bestellen. Umgekehrt eröffnet das Internet neue Absatzwege und -märkte.

7. Globales unternehmerisches Handeln baut nicht nationale Verantwortung ab, sondern stärkt die regionale Verankerung.

Es ist unsinnig, globalen Unternehmen mangelnden Patriotismus vorzuwerfen. Das Gegenteil ist der Fall: Die Forderung nach Reglementierung und Abschottung bedeutet ein Mißtrauensvotum gegen den Standort Deutschland und seine Bürger. Patriotisch ist hingegen derjenige, der an die Menschen und die Unternehmen, der an die Stärken seines Heimatstandorts im internationalen Wettbewerb glaubt. Global denken, lokal handeln, lautet die zentrale Herausforderung. Wir wissen: Nur das Unternehmen, das auf nationale Kulturen und Traditionen baut, das sich auf die jeweiligen Märkte einstellt, wird langfristig Erfolg haben. Denn mit Exporten allein können wir heute nicht mehr erfolgreich sein und Arbeitsplätze sichern. Wir müssen unsere Wettbewerbsposition durch Direktinvestitionen vor Ort absichern und wir brauchen die Akzeptanz der Menschen.

Vor diesem Hintergrund bedeutet unternehmerische Verantwortung nicht allein auf die Gewinnzahlen zu achten, sondern die Gesamtverantwortung unternehmerischen Handelns in Betracht zu ziehen. Als Unternehmen müssen wir eines klar der Öffentlichkeit vermitteln: Wir nehmen die kritischen Fragen und Sorgen bezüglich der Globalisierung ernst. Gerade die Ausrichtung auf wirtschaftlichen Erfolg zwingt globale Unternehmen über den engen Geschäftshorizont hinauszudenken. Nachhaltiges Wachstum läßt sich nur dann erreichen, wenn Unternehmen einen sichtbaren und anerkannten Beitrag zur wirtschaftlichen, sozialen, aber auch ökologischen Stabilität derjenigen Länder leisten, in denen sie wirken und arbeiten.

8. Globalisierung reduziert nicht die Freiheit des Einzelnen, sondern bietet neue Spielräume für eigenes Handeln.

Nicht nur Güter und Dienstleistungen werden mobiler, sondern auch die Arbeitsmärkte flexibler. Wir erleben es täglich: Treue zu einem Arbeitgeber versteht sich nicht mehr von selbst, Jubiläen langjähriger Firmenzugehörigkeit kommen aus der Mode. Dies ist kein Nachteil: Nicht nur Unternehmen nutzen die Chancen neuer Arbeitsmodelle, sondern auch Arbeitnehmer profitieren davon. Sie setzen ihre Fähigkeiten flexibel ein, wechseln aus einem Unternehmen nicht nur in ein anderes, sondern auch in die Selbstständigkeit. Immer mehr junge Menschen wagen, sich ein Stück Freiheit am Markt zu erobern.

Für uns als Unternehmen heißt das: Wenn wir gute Mitarbeiter gewinnen und halten wollen, tragen wir Verantwortung für attraktive Arbeitsbedingungen. Deshalb fördern wir bei DaimlerChrysler konsequent die Weiterbildung unserer Mitarbeiter – in den Werken wie an unserer Corporate University. Wenn unsere Mitarbeiter weltweit „employable“ sind, dann haben wir verantwortungsvoll gehandelt.

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