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Der Vorsitzende von DaimlerChrysler, Jürgen Schrempp, verteidigt die Globalisierung als Chance (2. Juli 1999)

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3. Globalisierung bedeutet nicht Abbau sozialer Standards, sondern Aufbau von weltweitem Wohlstand.

Der globale Wettbewerb führe zum Abbau von Arbeitsplätzen und Sozialdumping wird vielfach behauptet. Die Zahlen sprechen dagegen: Seit 1970 hat die Beschäftigung im Durchschnitt der OECD-Länder um 37 Prozent zugelegt. Oder anders ausgedrückt: Seit 1970 konnten die Industrieländer rund 110 Millionen Arbeitsplätze neu schaffen.

Globalisierung heißt nicht Rückzug aus Deutschland, sondern Investitionen in künftige Märkte. Märkte, die auch bei uns Beschäftigung sichern. Bei DaimlerChrysler kommen auf drei neue Stellen im Ausland ein neuer Arbeitsplatz in Deutschland.

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Gleichzeitig bedeutet Globalisierung nicht verantwortungslose kurzfristige Investitionsentscheidungen. Wir investieren mit einer langfristigen Strategie. Deshalb haben sich globale Unternehmen eben nicht aus den Krisenregionen Osteuropas, Südostasiens, Südamerika oder Afrika zurückgezogen, sondern an Werksöffnungen und dem Start neuer Produkte festgehalten. Mit 155 Milliarden US-Dollar lagen die Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen in den Entwicklungs- und Schwellenländern im Krisenjahr 1998 nur knapp – fünf Prozent – unter dem hohen Vorjahresniveau. Wer weiß, wie die inländische Investitionstätigkeit in den Krisenländern massiv eingebrochen ist, kann die stabilisierende Bedeutung ermessen, die ausländische Unternehmen als verläßliche Partner übernehmen.

4. Die weltweiten Kapitalmärkte sind nicht Ursache von Krisen, sondern Katalysator für Transparenz, unternehmerische Effizienz und demokratische Kontrolle.

Heute zirkulieren an einem Tag mehr Devisen um den Globus als der gesamte Welthandel von vier Monaten ausmacht. Immer mehr Menschen, auch Bundesbürger, knüpfen ihren Vermögensaufbau und Alterssicherung an den Erfolg von Unternehmen. Institutionelle Anleger, wie beispielsweise die Pensionskasse des Öffentlichen Dienstes in Kalifornien, sind zu bestimmenden Akteuren an den Kapitalmärkten geworden. Sie verwalten gegenwärtig rund 8000 Milliarden US-Dollar – das ist mehr als ein Viertel des globalen Bruttosozialprodukts. Damit wird für große Unternehmen die globale Konkurrenz und der Wettbewerb um das internationale Kapital künftig noch härter. Und sie sehen sich einem weiter zunehmenden Druck zu Transparenz, Effizienz und Profitabilität ausgesetzt.

Im Gegenzug brauchen wir aber ebenso weitere stabilisierende Mechanismen an den Finanzmärkten. Bessere internationale Frühwarnsysteme, Transparenz der Kapitalströme, risikoadäquate Haftungsregeln und die Förderung langfristiger Anlagehorizonte sind Voraussetzungen für verantwortungsvolles Handeln an diesen Märkten.

5. Nicht der begrenzte Vorrat an Rohstoffen, sondern der unbegrenzte Vorrat an Wissen ist die entscheidende Ressource im Wettstreit der globalen Märkte.

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Permanente Innovation entscheidet über die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Bei DaimlerChrysler stammen beispielsweise 80 Prozent der Umsätze von Produkten, die jünger sind als fünf Jahre.

Innovation gibt es jedoch nicht zum Nulltarif. Um Technologievorsprünge auch in der Zukunft zu sichern, investiert DaimlerChrysler 46 Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren. Das sind Tag für Tag 42 Millionen Euro in die Zukunft des Unternehmens seiner Mitarbeiter.

Die Kosten für Innovationen steigen. Gleichzeitig fächern sich Marktsegmente immer stärker in Nischen auf und verkürzen sich Produktzyklen, in denen sich die Investitionen amortisieren können.

Die Konsequenz ist eindeutig: Investitionen rechnen sich nur, wenn sie sich auf größere Stückzahlen verteilen lassen. Und das heißt: Weltweite Vermarktung und Erschließung neuer Märkte. Wenn die Märkte größer werden, müssen die Unternehmen ebenfalls größer werden. Deshalb sind auch Fusionen Ausdruck von funktionierendem Wettbewerb.

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