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Jugend im Blickpunkt (2002)

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Erfolgsfaktor Bildung

Den neuen Zeitgeist verkörpern insbesondere die Jugendlichen, die in Schule, Ausbildung und Beruf erfolgreich sind. Potenziell benachteiligt fühlen sich hingegen Jugendliche, die ein geringes Bildungsniveau aufweisen. Sie haben schlechtere Chancen, ihre beruflichen Wünsche einzulösen und sind mit ihrer gegenwärtigen Lebenssituation weniger zufrieden.


Macher und Idealisten

Die Studie unterscheidet vier Typen von Heranwachsenden, die sich den neuen gesellschaftlichen Herausforderungen in verschiedener Weise stellen:

• „selbstbewusste Macher",
• „pragmatische Idealisten",
• „zögerliche Unauffällige" und
•„robuste Materialisten".

Die „selbstbewussten Macher", eine Aufsteigergruppe aus der breiten sozialen Mitte und in beiden Geschlechtern gleichermaßen vertreten, sind ehrgeizig, streben nach Einfluss und einer produktiven gesellschaftlichen Entwicklung. Ein fördernder und fordernder Erziehungsstil hat ihnen das psychologische Rüstzeug dafür vermittelt. Soziales Engagement ist wichtig, klar vorne steht aber persönliche Leistung.

Den „selbstbewussten Machern" steht eine zweite aktive und optimistische Gruppe zur Seite: die „pragmatischen Idealisten", die bevorzugt aus den bildungsbürgerlichen Schichten stammen und zu 60 Prozent weiblich sind. Sie konzentrieren sich jedoch eher auf die ideelle Seite des Lebens und engagieren sich zum Beispiel für andere Menschen oder die Umwelt. Dennoch unterscheiden sich diese Jugendlichen von den „Postmaterialisten" der 70er und 80er Jahre: Sie sind sicherheitsbewusster, stehen ohne ideologische Scheuklappen zu „Recht und Ordnung" und zum Leistungswettbewerb.


Apathie und Ellenbogen

Die „robusten Materialisten" und die „zögerlichen Unauffälligen" kommen mit den Leistungsanforderungen in Schule und Beruf weniger gut zurecht. Sie sehen deshalb verstärkt skeptisch in ihre persönliche Zukunft. Während die Unauffälligen mit Resignation und Apathie auf ihre ungünstige Situation reagieren, demonstrieren die „robusten Materialisten", eine vorwiegend männliche Gruppe, zumindest äußerliche Stärke. Um ans Ziel zu kommen, setzen sie häufig ihre Ellenbogen ein und übertreten im Zweifelsfall auch bewusst gesellschaftliche Regeln. Obwohl unter den Materialisten vermehrt „Underdogs" sind, schauen sie auf sozial Schwächere, Ausländer und Randgruppen herab. Ein kleiner Teil neigt zu politischem Radikalismus.

„Zentrale Aufgabe der Gesellschaft ist es, diese beiden Gruppen zu integrieren", sagt Hurrelmann. „Die Unauffälligen müssen aus ihrer Passivität herausgeholt und gefördert werden." Bei dem Teil der Materialisten, der zu Aggressivität neigt, gehe es zunächst darum, Grenzen zu setzen. Erst wenn diese Jugendlichen das Regelwerk der Gesellschaft akzeptieren, seien „weichere" Integrationsmaßnahmen gefragt.

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