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Jugend im Blickpunkt (2002)

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Optimismus ist angesagt

In der gegenwärtigen gesellschaftlichen Lage sind Heranwachsende höheren Leistungsanforderungen und Risiken ausgesetzt als noch vor 20 Jahren. Das betrifft ein mögliches schulisches und berufliches Versagen, die Arbeitsmarktsituation, aber auch die persönliche Sicherheit in einer Welt offener Grenzen. Dennoch sieht die junge Generation ihre Zukunft positiv. „Die Jugendlichen haben ihre Wertorientierungen an diese neuen Rahmenbedingungen angepasst", erklärt Hurrelmann.

Die Studie zeigt, dass die Einstellung der Jugendlichen auf einen grundlegenden Wertewandel zurückgeht, der sich bereits in den 90er Jahren angedeutet hatte. Hurrelmann: „Die ideologisch unterfütterte Protest- und 'Null-Bock'-Stimmung früherer Generationen, die seinerzeit besonders von Studenten und Abiturienten kultiviert wurde, ist passé." Die Mentalität der Jugendlichen hat sich insgesamt von einer eher gesellschaftskritischen Gruppe in Richtung der gesellschaftlichen Mitte verschoben.


Aufstieg statt Ausstieg

Die meisten Jugendlichen reagieren auf die neue gesellschaftliche Agenda mit positivem Denken und erhöhter Leistungsbereitschaft. „Aufstieg statt Ausstieg" lautet das Motto, nach dem sie ihre Zukunft gestalten. Die Heranwachsenden entwickeln ihre eigene Perspektive und betreiben ein aktives „Umweltmonitoring". Sie überprüfen aufmerksam ihre soziale Umwelt auf Chancen und Risiken, wobei sie Chancen ergreifen und Risiken minimieren wollen. Übergreifende gesellschaftliche Ziele stehen dabei nicht im Mittelpunkt ihres Interesses. „Ziel ist es vielmehr, in einer leistungsorientierten Gesellschaft erfolgreich zu sein", so Hurrelmann.

Leistung, Sicherheit und Einfluss sind den Jugendlichen wichtiger geworden. Das zeigt auch der Vergleich mit einer anderen wissenschaftlichen Untersuchung zur Wertorientierung aus der zweiten Hälfte der 80er Jahre: Während damals erst 62 Prozent der Heranwachsenden „Fleiß und Ehrgeiz" für bedeutsam hielten, sind es heute bereits 75 Prozent. In der vorliegenden Studie ebenfalls ganz oben auf der Werteskala: „Streben nach Sicherheit" (von 69 Prozent auf 79 Prozent gestiegen), sowie „Macht und Einfluss" (von 27 Prozent auf 36 Prozent). Hurrelmann über die Ergebnisse der Studie: „Jugendliche haben diese 'altbürgerlichen' Prinzipien jedoch von ihrem 'Staub' befreit und entwickeln ein neues, unbefangenes Verhältnis zu ihnen. Sicherheit, Ordnung und Fleiß werden mit modernen Werten wie Kreativität, Toleranz und Genuss zu einer neuen Synergie verknüpft."


„Ja" zu Karriere und Familie

Der Wertewandel in der Jugend wird gerade auch von den weiblichen Heranwachsenden getragen. Mädchen und junge Frauen sind heute ehrgeiziger, aber auch selbstbewusster. „Karriere machen", „sich selbstständig machen" und „Verantwortung übernehmen" ist für sie ebenso wichtig wie für Jungen und junge Männer. Etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler strebt heute das Abitur oder eine fachgebundene Hochschulreife an. Auffällig ist, dass mehr Mädchen als Jungen eine höhere Bildung erreichen wollen. Mädchen haben zumindest im Bereich der Schulbildung die Jungen inzwischen sogar überholt.

Gleichzeitig hat die Familie einen hohen Stellenwert. 75 Prozent der weiblichen und 65 Prozent der männlichen Befragten meinen, eine Familie zum „glücklich sein" zu brauchen. Über zwei Drittel der Jugendlichen wollen später eigene Kinder haben. „Karriere und Familie schließen sich bei den meisten Jugendlichen heute nicht mehr aus, sondern sind zwei zentrale, gleichberechtigte Zielvorstellungen für die Lebensführung", so Hurrelmann.

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