GHDI logo

Altes und neues Europa (Februar 2003)

Seite 2 von 2    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Die Emanzipation von Washington birgt einen Entwurf für Europa, den freilich zwischen Helsinki und Lissabon nicht jeder wagt. Mancher wünscht sich diese Union bescheiden, was aus sehr französischer Sicht jetzt Le Monde kritisiert: „Ein großer Binnenmarkt, im Schutze der Nato. Das ist das Bild von der EU, das man sich in Prag, Warschau oder etwa Budapest macht. Den Vereinigten Staaten kommt das gelegen, denn dies ist auch ihre Vorstellung von Europa.“

Die Pariser und die Berliner Regierung hingegen erstreben ein Europa, das politisch mehr sein und strategisch selbstständiger agieren soll, als es der Mitläuferstatus in einer welken Nato erlaubt. Wo Einigkeit unter den vielen EU-Mitgliedern zusehends schwer fällt, so das Kalkül, könnte die Entente zwischen Berlin und Paris einen Ausweg weisen. Das wäre tatsächlich das neue Europa. Noch ist es nicht so weit. Schon jetzt freilich passt das alles der Bush-Regierung nicht ins Weltbild. Und manchem in der Alten Welt nicht ins Selbstbild.



Quelle: Joachim Fritz-Vannahme, „Falke, Hahn, Taube. Washingtons Schmähung trifft die Europäer im Augenblick der größten Uneinigkeit“, Die Zeit, Februar 2003, Nr. 6.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite