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Parteienlandschaft im Osten (31. August 2005)

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Während die CDU bei der Gruppe der Wähler zwischen 18 und 24 Jahren einen Stimmenrückgang von 25 Prozentpunkten hinnehmen mußte, legte die FDP in dieser Gruppe sieben Prozentpunkte zu. Ähnlich erfolgreich unter jungen Leuten war die Partei schon 2002 in Sachsen-Anhalt, wo sie mit 13,3 Prozent wieder in den Landtag einzog und eine Koalition mit der CDU eingehen konnte, die SPD wurde in Sachsen-Anhalt für ihre Arbeit in der von der PDS tolerierten Minderheitenregierung unter Ministerpräsident Höppner abgestraft. Beinahe zehn Jahre lang hatte die SPD in Sachsen-Anhalt unter Arbeitern die Vorherrschaft halten können. Nun zeigte sich, daß es der Partei nicht gelungen war, diese Kernwählerschaft dauerhaft zu binden. Sah es zunächst vor allem in Sachsen danach aus, als werde die SPD zwischen der CDU und der PDS zerrieben, waren die Sozialdemokraten nun auch in Sachsen-Anhalt hinter die PDS zurückgefallen. Die Hoffnung, durch Annäherung an die PDS wie durch das „Magdeburger Tolerierungsmodell“ oder wie in Mecklenburg-Vorpommern in Gestalt einer regulären Koalition mit der PDS diese langfristig überflüssig zu machen, erwies sich als ebenso verfehlt wie die zweite Strategie, die PDS durch ein Bündnis mit der CDU in Schach zu halten. Bei der Landtagswahl 2004 in Brandenburg mußte die SPD, lange Jahre die beherrschende politische Kraft, drastische Einbußen an Stimmen der kleinen Leute hinnehmen. Hartz IV wurde gerade in dieser Gruppe zum Kristallisationspunkt für durchaus schon länger aufgestautes Unbehagen. In den vergangenen zehn Jahren hat die SPD 22,2 Prozentpunkte verloren.

Die Wiege der SPD steht in den Gegenden, die heute neue Bundesländer heißen. Und doch ist die Partei im Osten schwächer als anderswo. Sie mußte als einzige nach der Wende bei Null anfangen. Zudem erreicht die CDU viele klassische SPD-Wähler.



Quelle: Reiner Burger, „Die restlichen 70 Prozent“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. August 2005, S. 12. © Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.

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