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Die Arbeit der Treuhand im Rückblick (2005)

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Auch die Entscheidung von Wirtschaft und Politik in den alten Bundesländern, den Westen zum Maßstab (fast) aller Dinge zu nehmen, ohne Rücksicht auf einige im Osten durchaus fortschrittlichen Errungenschaften, hat bisweilen neue Probleme geschaffen. Ich nenne hier die Wasser- und Abwasser-Betriebe (WABs).

Das Westmodell wurde 1:1 auf den Osten übertragen. Folglich mussten die WABs an die Kommunen übertragen werden. Das Ergebnis ist heute zu besichtigen: überhöhte Preise und zu große Anlagen. Die Beratung einzelner westlicher Ingenieur-Büros hat an dieser Fehlentscheidung keinen geringen Anteil. Es wäre sicher besser gewesen, die WABs als AGs oder als GmbHs zu erhalten und den Kommunen den Verkauf ihrer Anteile zu ermöglichen. So, wie schließlich mit ihnen verfahren wurde, hätte man sie auch gleich zerschlagen können.

Zu den Fehlentwicklungen gehört auch die halbherzige Auflösung der Treuhandanstalt. Es war von Anfang an das erklärte Ziel der Treuhand, sich selbst möglichst früh und möglichst komplett aufzulösen. Schließlich ging es darum, diese Anstalt als bundesunmittelbare Großorganisation der Wirtschaftsverwaltung zu beenden, um normale föderale Strukturen zu ermöglichen. Stattdessen haben Bund und Länder eine Verlängerung des wirtschaftlichen Sonderregimes für die ostdeutschen Länder beschlossen. Das hatte u.a. zur Folge, dass aus der Bundeskasse weiterhin mit oder ohne politischen Druck manch großzügige Subvention geflossen ist und eigenständiges Unternehmertun sich nur schwer entwickeln konnte. Attentismus machte sich breit, bevor die Ärmel hochgekrempelt wurden.

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Quelle: Birgit Breuel, „Die Treuhandanstalt – Zielvorgaben, Rahmenbedingungen und Ergebnisse“, in Birgit Breuel und Michael C. Burda, Hg., Ohne historisches Vorbild. Die Treuhandanstalt 1990 bis 1994. Eine kritische Würdigung. Berlin: Bostelmann & Siebenhaar, 2005, S. 13 ff.

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