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Die Arbeit der Treuhand im Rückblick (2005)

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Die Privatisierungsergebnisse im Industriebereich und im Dienstleistungssektor

Wenn man die desolate wirtschaftliche Ausgangslage, die Entwicklungen und die Rückschläge durch das Wegbrechen der osteuropäischen Märkte im Rückblick betrachtet, wird man die industrielle Umstrukturierung als eher erfolgreich bewerten können – sicher auch ein Erfolg der hohen Investitionen in Ostdeutschland. In den Treuhand-Jahren lagen die Investitionen bei 50 % des Bruttosozialprodukts (BSP), der Westen hatte in den Jahren des Wiederaufbaus nur Investitionen von 25 % des BSP geschafft.

Bedauerlich ist allerdings, dass nur wenige Unternehmen der Großindustrie (z.B. Jenoptik, . . . ) erhalten werden konnten und nur wenige ostdeutsche Eigentümer zum Zuge kommen konnten, weil sie weder über die finanziellen noch die unternehmerischen Möglichkeiten verfügten, und aus der DDR-Zeit auch nicht verfügen konnten.

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Schwachstellen und Fehler

Obwohl aus damaliger Sicht in einem rasanten Tempo Mitarbeiter eingestellt wurden, eine Organisation mit Zentrale und Niederlassungen sowie Richtlinien geschaffen wurden – immer parallel zum täglichen Tagesgeschäft –, gab es viele Fehlerquellen. Erst mit dem Controlling, der Revision oder der Stabsstelle trat ein besser geordnetes Arbeiten in Kraft. Den Ansprüchen eines deutschen Rechnungshofes konnte die Treuhand aber wohl nie gerecht werden.

Persönliche Anmerkung: Die rein unternehmerischen Entscheidungen der Anfangszeit, die ohne alle Regeln getroffen werden mussten, waren nicht die schlechtesten. Aber die Dokumentation war unzureichend.

Und dann gab es leider auch die Seilschaften-Ost wie -West, es gab auch kriminelle Energien, wie so oft in Umbruchzeiten. Und natürlich hat es auch einzelne Fehlentscheidungen gegeben, von der jede noch heute schmerzt. Schon aus damaliger Sicht war es ein Fehler, mit den Unternehmenskonzepten nicht jeweils ein Konzept für Forschung und Entwicklung zu verlangen. Aus heutiger Sicht war es ein Fehler, nach dem Zusammenbruch der GUS-Märkte nicht beim Eigenkapital nachgebessert zu haben, denn die Hoffnung der frühen Käufer war auf die Ostmärkte gerichtet, die ihnen nun plötzlich verlorengingen.

Eine Chance zur gemeinsamen Gestaltung des vereinigten Deutschlands ist verpasst worden, als mehr als 200.000 Paragraphen der westdeutschen Rechtsordnung übertragen wurden. Es wäre besser gewesen die ausgeuferte Bürokratie der Bundesrepublik zu entschlacken und den neuen Bedingungen anzupassen. So sind die Verkrustungen im Westen geblieben und dem Osten gleich mitgegeben worden.

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