GHDI logo

Gründungsmanifest des Evangelischen Bundes (1887); Mitgliederstatistiken (1887-1913)

Seite 4 von 5    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Indem wir an dieses Werk herantreten, rechnen wir keineswegs auf sofortige große Erfolge. Es wird eine anhaltende und rastlose Arbeit kosten. Es wird vor allem gelten, nicht müde zu werden. Auch Vorurtheile werden uns fürs erste begegnen: darum wollen wir nur Schritt für Schritt dem endlichen Ziele entgegengehen. Insbesondere sollen die Generalversammlungen des Bundes erst dann, wenn das Unternehmen innerlich fest begründet ist und nicht mehr in den Verdacht einer neuen Parteisache kommen kann, sich zu deutsch evangelischen Kirchencongressen gestalten, welche die von der Zeit gestellten Lebensfragen der evangelischen Kirche behandeln, der persönlichen Verständigung der Vertreter verschiedener Standpunkte dienen und zugleich eine innigere Verbindung der deutschen Landeskirchen anbahnen helfen.

Dennoch sind wir der guten Zuversicht, daß die Mahnung zur Einmüthigkeit, welche ja nicht wir erheben, die vielmehr aus der gegenwärtigen gefährdeten Lage der deutsch-evangelischen Christenheit an Alle in gleicher Weise ergeht, auch Gehör auf allen Seiten finden wird. Wir unterschätzen nicht, was an inneren Lebensfragen den Einen und Andern von Gewissens wegen noch immer verschiedene Wege führen mag. Aber der Ernst der Stunde fordert, daß wir es weit zurückstellen gegen die nächste und heiligste Pflicht, uns fest zusammenzuschließen zum Schutz und Schirm unseres Vaterlandes und der deutschen evangelischen Kirche.

Theure Glaubens- und Volksgenossen! Fragt deshalb auch nicht, wer euch ruft. Zuletzt ist es, deß halten wir uns freudig versichert, kein Anderer als der unsichtbare Herr der Kirche selbst und der Gott, welcher unserm Volke seinen weltgeschichtlichen Beruf zugetheilt hat. Laßt nicht zu, daß man einst von uns sagen müßte: Dies Geschlecht hat auf blutigen Schlachtfeldern Siege äußerer Macht ohne Gleichen und beispiellose Erfolge errungen, aber den Ruf zur Erhebung wider den Erbfeind seines Geisteslebens hat es vergebens an sich ergehen lassen; es hat den 400jährigen Geburtstag seines großen Glaubenshelden in rauschendem Festjubel gefeiert, aber der Pflicht mannhafter Vertheidigung der Güter der Reformation sich in Kleinglauben und Geistesträgheit entzogen! Sammelt euch um das Panier des Evangeliums und des aus dem Ernste des deutsch-christlichen Gewissens geborenen Protestantismus. Alle Zeichen der Zeit deuten auf das Herannahen eines Entscheidungskampfes. Dort ein Alle beherrschender und bannender Wille, der sich an Gottes Stelle setzt, — hier die Schaar der freien Männer des Glaubens und der Herr in ihrer Mitte! So laßt uns den Kampf aufnehmen, und Er, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, wird uns zum Siege führen!

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite