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Der Einfluss der Leihbibliotheken auf den Romanabsatz (1884)

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Von den Leihinstituten haben wir nur noch die Nicolaische Buchhandlung* in Berlin, welche Novitäten in größerer Zahl als Last bezieht; von allen übrigen sind es kaum 300, welche überhaupt Novitäten aus erster Hand beziehen; diese aber beschränken sich hauptsächlich auf die Novitäten unserer anerkannten Autoren, und nur in seltenen Fällen stellen sie mehr als ein Exemplar eines Werkes auf.

Die wenigen hundert Exemplare eines Buches – sollten die wirklich alle Kauflust vernichten können? – »Ja«, hören wir, »der Leihbibliothekar kann mit einem Exemplar tausend Leser befriedigen«! O, möchten die Herren doch einmal ein Buch, das durch nur 50 Hände gegangen ist, sich ansehen, ob es noch brauchbar ist. Bei vielen der Werke der letzten Jahre genügen zwanzig Leser, um es für jeden weiteren Gebrauch unmöglich zu machen.

Schriftsteller, Verleger, Buchhändler und Leihbibliothekar arbeiten alle gemeinschaftlich im Dienste der Literatur; wozu der Zwist? Der Nachtheil des Einen kann nicht der Vortheil des Anderen sein. Ein freundschaftliches Zusammenwirken kann aber der Tantièmeforderung des Schriftstellers an den Leihbibliothekar zum Siege verhelfen.**


* Als Leihbibliothek unter dem Namen F. Borstell.
** Der Allgemeine Deutsche Schriftstellerverband diskutierte nach 1882 die Einführung einer Leihbibliotheksabgabe als Entschädigung für die gewerbliche Nutzung geistigen Eigentums. Albert Last stimmte als Interessenvertreter der Leihbüchereien einer solchen Autorensubventionierung grundsätzlich zu, doch führte eine umfangreiche publizistische Kontroverse über deren Modalitäten zu keinem konkreten Ergebnis.



Quelle: Albert Last, „Der Einfluß der Leihbibliotheken auf den Roman-Absatz“, in Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 51/162 (1884): S. 3246-49.

Abgedruckt in Max Bucher, Werner Hal, Georg Jäger und Reinhard Wittmann, Hg., Realismus und Gründerzeit. Manifest und Dokument zur deutschen Literatur 1848-1880, 2 Bde., Bd. 2, Manifeste und Dokumente. Stuttgart: J.B. Metzler, 1975, S. 669-71.

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