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Die 3. Oberste Heeresleitung und die deutschen Kriegsziele (11. Mai 1918)

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Der Herr Reichskanzler fügt abschließend hinzu, daß ihm die wichtigste Frage die zu sein scheine, ob der Waffenbund mit einem oder mit zwei Gegenkontrahenten abzuschließen sein werde. Im übrigen werde er sich natürlich auf diesem militärischen Gebiete dem sachverständigen Urteil der militärischen Leitung fügen.

Die Besprechung wendet sich nunmehr der Frage des wirtschaftlichen Zusammenschlusses zu.

Der Herr Reichkanzler führt einleitend aus, mit diesem wirtschaftlichen Problem hänge die polnische Frage eng zusammen. Man könne sagen, letztere spitze sich zu einer rein wirtschaftlichen Frage zu. Es würde aber unzweckmäßig sein, die polnische Frage bei den bevorstehenden Besprechungen in den Vordergrund zu stellen. Die Einigung über das polnische Problem sei deshalb in den Vertragsentwurf in der Form einer Voraussetzung für das Zustandekommen einer Einigung in den übrigen Punkten aufgenommen worden. Er glaube, daß man sich darüber einig sei, daß der allgemeine Wunsch bei den maßgebenden deutschen Stellen bestehe, von der austro-polnischen Lösung abzukommen. Klarheit darüber, was Polen selbst denke, sei nicht zu gewinnen. Manchmal scheine es so, als ob Polen der austro-polnischen Lösung zuneige, manchmal ergäbe sich scheinbar das Gegenteil. Es werde auf eine zwischen den beiden Monarchen zu fällende Entscheidung ankommen.

Botschafter Graf Wedel ist der Ansicht, daß Baron Burian zweifellos die austro-polnische Lösung befürworte.

Generalfeldmarschall von Hindenburg meint, es würde sich sehr empfehlen, die polnische Frage bei der bevorstehenden Zusammenkunft zu lösen, damit man nicht immer wieder von vorne anfangen müsse und endlich einmal Klarheit habe.

General Ludendorff schließt sich dem an und fügt hinzu, vom rein militärischen Standpunkte liege größtes Interesse vor, daß die austro-polnische Lösung falle. Für ihn gewinne das ganze ins Auge gefaßte Bündnis wesentlich an Bedeutung und Stärke, wenn auf den austro-polnischen Gedanken verzichtet werde. Solle denn Deutschland auch einen Waffenbund mit einem Austro-Polen schließen?

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