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Die 3. Oberste Heeresleitung und die deutschen Kriegsziele (11. Mai 1918)

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Generalfeldmarschall von Hindenburg führt aus, er sei nicht für einen zu innigen Waffenbund, weil er der österreichisch-ungarischen Politik nicht traue. Der Frage des Offiziersaustausches stehe er skeptisch gegenüber. Man könne es deutschen Offizieren nur schwer zumuten, mehrere Jahre ihres Lebens unter Umständen in Galizien unter wenig angenehmen sozialen Verhältnissen zubringen zu müssen.

General Ludendorff legt hierauf dar, Deutschland habe daran gekrankt, daß es kein militärisches Bündnis mit Österreich-Ungarn gehabt habe. Man habe sich deshalb deutscherseits davor gescheut, auf Vervollkommnung der österreichisch-ungarischen Armee zu drücken. Es sei bekannt gewesen, daß die Ausrüstung der verbündeten Armee ungenügend gewesen sei, insbesondere bezüglich des Artilleriematerials. Deutschland habe die großen Opfer gebracht, Österreich-Ungarn demgegenüber nur geringe. So habe das Bündnis Österreich-Ungarn Entlastung, Deutschland aber Belastung geschaffen. Angesichts dieser Tatsache sei ein Waffenbund nötig. Die wichtigsten Erfordernisse schienen ihm zu sein: Ausgestaltung der österreichisch-ungarischen Wehrmacht, Einführung einer gleichen Bewaffnung, gleiche taktisch-strategische Ausbildung und (wie der General später hinzufügte) Einheitlichkeit im Ausbau des Eisenbahnnetzes und in Bereitstellung und Erlaß der Betriebsmittel. Sehr bedenklich sei freilich der Umstand, daß man bei Österreich-Ungarn nicht unbedingt auf Geheimhaltung der wichtigsten militärischen Geheimnisse rechnen könne. Gewisse bekannte Fälle hätten bewiesen, daß es in der österreichisch-ungarischen Armee Verräter gäbe. Ein enges militärisches Zusammenarbeiten zweier Reiche sei aber nur dann möglich, wenn man gegenseitig über den beiderseitigen Aufmarsch der Kräfte unterrichtet sei. Dies sei in unserem Verhältnis mit Österreich-Ungarn bisher nicht der Fall gewesen, müsse aber angestrebt werden. Der Waffenbund werde sich also auch darauf zu erstrecken haben. Aber freilich müsse man dann doch auch die Sicherheit haben, daß der Gegenkontrahent national sicher sei. Nun erhebe sich die Frage, wie die österreichisch-ungarische Armee sich gestalten werde. Wird es zu einer Trennung zwischen dem österreichischen und dem ungarischen Kontingent kommen? Werde man mit Österreich-Ungarn oder mit Österreich und Ungarn abschließen müssen?

Generalfeldmarschall von Hindenburg bemerkt, er glaube nicht, daß es bei der bevorstehenden Monarchenbegegnung schon zur Besprechung der Einzelheiten kommen werde. Man werde sich wohl darauf beschränken, die Grundlinien festzulegen.

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