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Deutschlands führende Industrielle über die Kriegszielfrage (1915)

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In der weiteren Erörterung nahmen noch das Wort die Herren: Dr. Roesicke, Freiherr von Twickel und Syndikus Hirsch. Herr Dr. Roesicke wies insbesondere darauf hin, daß es wünschenswert sei, die militärischen Operationen den zu erstrebenden Zielen anzupassen oder unterzuordnen, da das Militär anders operieren könne, wenn es wisse, auf die Besetzung welcher Gebiete Wert gelegt werde.

Herr Syndikus Hirsch wies auf die Sitzung hin, die der Vorstand der Nationalliberalen Partei in Gemeinschaft mit dem geschäftsführenden Ausschuß der Partei gehabt hätte.17 Trotz der schwierigen außerpolitischen Lage sei eine völlige Einmütigkeit der Nationalliberalen Partei über die zu erstrebenden Kriegsziele zum Ausdruck gekommen und zwar Ziele, die sich mit den in der Eingabe der wirtschaftlichen Verbände niedergelegten deckten. Er begrüßte sodann die Erklärung des Reichskanzlers, daß es eine jämmerliche und kümmerliche Auffassung wäre, wenn jemand der Meinung sei, daß man einen Sieg nicht restlos ausnutzen wolle. Er bat um die Erlaubnis, diese Äußerung des Reichskanzlers auch denjenigen Organisationen zum Ausdruck bringen zu dürfen, die hier vertreten seien. Es bestehe leider ein großes Mißtrauen auf dieser Richtung, zwar seien es nicht irgendwelche kleinere Teile des Volkes, die dieses Mißtrauen besäßen, sondern die weitesten und leistungsfähigsten Kreise. Er möchte insbesondere betonen, daß hinter den hier vertretenen Zielen die überwiegende Mehrheit des deutschen Volkes mit Ausnahme ganz vereinzelter Gruppen stände.

Im weiteren Verlaufe der Diskussion wurde noch darauf hingewiesen, daß, falls Italien in den Krieg eintrete, eine Kundgebung geplant sei, um die Einmütigkeit der vertretenen Erwerbsstände zum Ausdruck zu bringen. Die vertretenen Verbände hätten insbesondere auch in Aussicht genommen, alle künftigen Fragen der deutschen Politik gemeinsam zu erörtern.



Quelle: Aufzeichnung des Mitglieds des Präsidiums des Bundes der Industriellen Gustav Stresemann über die Audienz einer Delegation der großen Wirtschaftsverbände bei Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg am 17. Mai 1915 zur Kriegszielfrage. Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Nachlaß Gustav Streseman, Bd. 146.

Abgedruckt in Willibald Gutsche, Herrschaftsmethoden des deutschen Imperialismus 1897/8 bis 1917. Berlin-Ost, 1977, S. 222-25.

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