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Ludwig Thoma, Der erste August (1915)

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Man hört von der Dorfstraße herein immer näher die Klänge der Ziehharmonika und die Stimmen der Burschen, die nun singen . . . „Die Vöglein im Walde . . . sie singen so wunder-wunderschön . . . In der Heimat . . . in der Heimat, ja da gibt's ein Wiedersehn!"

Hans
[zum Vater]
Pfüad Good nomal . . . [Er richtet sich nun straff zusammen und nimmt seinen Koffer auf.] Und muaßt halt jetzt selm schaug'n, Vata, was an Schimmi feit und sollst eahm heut no Umschläg macha . . .

Gschwendtner
I schaug scho . . .
[Laute Stimmen am Fenster.]

Ein Bursche
[schaut herein und ruft fröhlich und laut]
Was is denn, Hans? Gehst du net mit ummi auf d' Station?

Hans [frisch]
Freili, i bin scho g'richt!

Von rechts kommen ein paar Bauern und etliche Weiber und Mädeln herein, darunter die alte Weberin, eine gebückte Greisin, etwa siebzig Jahre alt. Die Gschwendtnerin tritt zu ihnen, Gschwendtner geht ans Fenster, in dessen Rahmen eine Anzahl Burschen, einige in Uniform, die andern in Zivil, die Hüte mit Sträußeln geschmückt, stehen.

Gschwendtner
[laut und frisch]
Jetza, Buam . . . habt's a Schneid?

Einige
[sehr laut]
Dös glaabst! Schneid g'nua!

Ein paar andere [ebenso]
Jetzt hau'n ma s' umanand, daß d' Stiefisteckeln aufdrah'n . . .

Einer singt
„Und drei Radi, drei Ruab'n
Und drei boarische Buam,
Und de san scho so rass',
Daß s' koa Deifi net fraß!"
[Er setzt einen gellenden Juchzer darauf, in den alle einstimmen.]

Gschwendtner
So is recht! Jetzt hat d' Lustigkeit an recht'n Wert. Und kemmt's no g'sund wieda!

Viele
Dank schö! Feit si nix!

Einer
Os müaßt ins scho wieda ham, da gibt's koan Radi!
[Alle lachen fröhlich.]

Ein anderer
Aba hoamzua fahr ma! Da spann ma etla Russ'n ei!

Ein anderer
Und Franzos'n!

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