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Erich Ludendorff gesteht die Niederlage ein: aus den Tagebuchnotizen von Albrecht von Thaer (1. Oktober 1918)

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Die Wirkung dieser Worte auf die Hörer war unbeschreiblich! Während L. sprach, hörte man leises Stöhnen und Schluchzen, vielen, wohl den meisten, liefen unwillkürlich die Tränen über die Backen. Ich stand links neben dem Generalintendanten Gen. v. Eisenhart. Unwillkürlich hatten wir uns an der Hand gefaßt. Ich habe die seine fast kaputtgedrückt.

Nach seinen letzten Worten neigte L. langsam das Haupt, machte kehrt und ging in sein anstoßendes Zimmer.

Da ich bei ihm für hinterher sowieso zum Vortrag gemeldet war, ging ich ihm gleich nach und – ihm ja seit so lange bekannt – umfaßte ich mit beiden Händen seinen rechten Oberarm, was ich unter anderen Umständen mir doch nicht erlaubt hätte, und sagte: »Excellenz, ist das denn Wahrheit? Ist das das letzte Wort? Wache oder träume ich? Das ist ja zu entsetzlich! Was soll nun werden?!«

Ich war völlig außer mir. Er blieb völlig ruhig und milde und sagte mir mit einem tieftraurigen Lächeln: »Leider Gottes ist es so, und ich sehe keinen anderen Ausweg.«



Quelle: Albrecht von Thaer, Generalstabdienst an der Front und in der O.H.L. Aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen 1915-1919, herausgegeben von Siegfried A. Kaehler. Göttingen, 1958.

Auch abgedruckt auf der folgenden Website: http://user.cs.tu-berlin.de/~ohherde/thaer.htm

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