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Das Reichsmarineamt und die öffentliche Meinung (24. September 1900)

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Ohne diesen Blättern die etwa erbetene Unterstützung zu versagen und neben der gelegentlichen Benutzung derselben zu wichtigeren Publikationen, dürfte es sich empfehlen, den Versuch zu machen, die kleinere Presse, womöglich auch die linke oder abseits stehende, mehr zu interessieren auf empfängliche, eifrig ihr Provinzblatt lesende Zeitungsleser einzuwirken. Erfahrungen nach dieser Richtung liegen bisher kaum vor. Allenfalls ist zu konstatieren, daß allen Wünschen, die bisher nach dieser Richtung von Seiten kleiner Provinzialblätter an das Nachrichtenbureau herantraten, zwar Erfüllung zugesagt worden ist, meist jedoch eine Beteiligung nur einmalig und dann erfolgte, wenn eine direkte Anfrage zu erledigen war.

Es würde vielleicht eine der nächsten Aufgaben sein können, eine solche Pressebeeinflussung zu organisieren. Beratend bei dieser Organisation würde vielleicht der Prediger Hülle in Betracht kommen. Die Gefahr hierbei ist, daß, wie auch bei allen einseitig tätigen Korrespondenzen (Marinekorrespondenzen), leicht Stoffmangel eintritt, dem mit den Kräften des Nachrichtenbüros nicht vorzubeugen ist. Die dauernde Anstellung eines gewandten Journalisten könnte dem abhelfen.

Vielleicht würde auch eine vermehrte Heranziehung schriftstellerisch begabter Seeoffiziere wirksam sein. In diesem Falle käme eventuell die Milderung bestehender bezüglicher Dienstvorschriften in Betracht. Die größeren nicht in Berlin erscheinenden Blätter werden nach wie vor von Zeit zu Zeit mit Hilfe der im Nachrichtenbureau bekannten Korrespondenten und unter in Anspruchnahme journalistischer Hilfskräfte auf dem Laufenden zu halten sein. Technisch ist von Bedeutung, daß alle solche Artikel kurz (1½ Spalten) und fesselnd geschrieben sind. Den illustrierten Journalen müßte größere Beachtung wie bisher geschenkt werden. Eine große Zahl derselben weiß noch nicht, wie bereit das Nachrichtenbureau ist, ihnen auf Wunsch Abbildungen oder Text zur Verfügung zu stellen. Ihr Einfluß ist ein sehr großer und es muß versucht werden, Fühlung mit ihnen zu bekommen und sie durch die pekuniären und sonstigen Vorteile, die ihnen aus diesen Beziehungen erwachsen, dauernd zu fesseln. Auch nach dieser Richtung hat das Nachrichtenbureau noch eine Erweiterung seiner Aufgabe vor sich. Durch Beschaffung aktueller, für diese Redaktionen sonst schwer erhältlicher. Photographien und kostenloser Abgabe derselben wird sich der gewünschte Zweck erreichen lassen.

Zur weiteren Hebung des Interesses für die Marine und zwecks Verbreitung von Kenntnissen müssen Ausstellungsunternehmungen, Vorführung von Lichtbildern, gemeinsame Reiseunternehmungen, Vorträge auf das bereitwilligste unterstützt werden.

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