[Spa, 11. Mai 1918]
Der Herr Reichskanzler leitet die Besprechung ein, indem er darlegt, daß die bevorstehende Begegnung der beiden Monarchen in Spa dazu ausgenutzt werden müsse, die Grundlagen für eine Erneuerung des Bündnisses mit Österreich-Ungarn festzulegen. Er verliest den Entwurf für eine zwischen den beiden Monarchen zu schließende Vereinbarung und führt dazu aus, es erscheine ihm zweckmäßig, das politische Bündnis an die Spitze zu stellen.
General Ludendorff stimmt dem zu.
Staatssekretär von Kühlmann meint, man müsse sich gleich über die Frage der Dauer dieses Bündnisses einigen. Ihm erschienen 20 Jahre als der geeignete Zeitraum. Die Ausgleichsverhandlungen mit Ungarn erstreckten sich auch gewöhnlich auf 20 Jahre. Einen kürzeren Zeitraum könne er nicht empfehlen, da es darauf ankomme, dem Inlande wie dem Auslande gegenüber zum Ausdruck zu bringen, daß Österreich-Ungarn gewillt und gezwungen sei, an Deutschlands Seite zu bleiben. Ein kürzerer Zeitraum als 15 Jahre käme wohl nicht in Frage mit Rücksicht darauf, daß ein Wirtschaftsbund nicht für geringere Zeitspanne als 15 Jahre in Aussicht genommen werden könne.
General Ludendorff meint, 20 Jahre seien wohl noch zu kurz.
Staatssekretär von Kühlmann ist auch mit einer längeren Zeitdauer einverstanden und fügt hinzu, daß das Verhältnis zwischen beiden Reichen im übrigen auf Kündigung gestellt werden müsse.
Botschafter Graf Wedel bemerkt, daß Graf Czernin 30 Jahre für das Bündnis ins Auge gefaßt gehabt habe, während Kaiser Karl sich einmal für eine Dauer von 25 Jahren ausgesprochen habe.
Der Herr Reichskanzler stellt fest, daß über diese Frage im allgemeinen eine Einigung erzielt sei, und daß die endgültige Festsetzung der Dauer des Bündnisses wohl den Ministerbesprechungen vorbehalten bleiben könne.
Hierauf gelangt die Frage des „Waffenbundes" zur Besprechung.