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Wie Soldaten das Leben im Krieg beschreiben I: Eduard Schmieder (1914-1915)

Die überschwänglichen Gefühle der ersten Kriegsmonate wichen bald dem Heimweh. Die Frontsoldaten waren von ständiger Todesangst geplagt. Dieser Bericht eines Soldaten von seinem Traum ist eine anschauliche Mahnung an das von Soldaten erlebte emotionale und psychologische Chaos.

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Eduard Schmieder, stud. cam., Freiburg i. B.,
geb. 10. Oktober 1890 in Freiburg i. B.,
gef. vor Liévin, 8. Mai 1916.


Framonville, den 23. August 1914.
Ich habe Zigarren geraucht, während wir als Artillerieschutz im feindlichen Schrapnellfeuer lagen. Und eben in diesen Augenblicken habe ich alle Schönheit der Erde und alles Glück, das ich je erlebt, noch einmal tief empfunden.

Im Kriege lernt man, wie schön, wie reich unser Leben trotz der kleinen und großen Widerwärtigkeiten ist. Um jeden neuen Morgen ist man froh, auch wenn man weiß, daß er neue Mühen bringt. Nach jedem Gefecht dankt man Gott, daß man noch am Leben ist; so gerne hat man es. Aber wir geben es alle, alle her für unser schönes Vaterland.


La Bassée, 2. November 1914.
Ich möchte zu gerne einmal zur Zeit des Siegesjubels in mein liebes Heimatland gucken und in meiner Freude einigen Ersatz finden für ein paar Tage Schützengraben. Ich kann mir denken, wie schön es ist, wenn sich aus dem dichten Herbstnebel die Sonne herausringt und ein blaues Zelt über unsere lieben Berge spannt und die ganze Natur noch einmal aufleuchtet in Farbe und Schönheit vor ihrem Sterben. Jeder Sieg für diese schöne deutsche Erde ist seliger Freude wert.

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