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Bankier Kurt Freiherr von Schröder berichtet über ein Treffen zwischen Hitler und Franz von Papen im Haus Schröders in Köln am 4. Januar 1933 (Rückblick aus der Nachkriegszeit)

Franz von Papen verdankte seine Kanzlerschaft Reichswehrminister Kurt von Schleicher, der zunächst nur als graue Eminenz im Hintergrund agierte. Als Papen aber zur Durchsetzung seines Programms auch bürgerkriegsähnliche Zustände in Kauf nehmen wollte und außerdem in zunehmender Eigenständigkeit agierte, lehnte Schleicher die möglichweise notwendig werdende Verhängung des militärischen Notstands ab. Schließlich strebte Schleicher selber die Kanzlerschaft an, und Papen musste am 17. November 1932 als Reichskanzler zurücktreten. Daraufhin schlug die Einstellung Papens – bis dahin mit Schleicher persönlich befreundet – in erbitterte Feindschaft um. Im Dezember 1932 vermittelte der Bankier und Nazisympathisant Kurt von Schröder ein Treffen zwischen Papen und Adolf Hitler, das am 4. Januar 1993 in Köln stattfand. Papen, der ein überaus gutes Verhältnis zu Reichspräsident Hindenburg hatte, wollte unter allen Umständen Schleicher stürzen und mittels einer Regierungsbeteiligung der NSDAP selbst wieder an die Macht kommen. Hitler wiederum brauchte zu diesem Zeitpunkt dringend einen politischen Erfolg, da sich in Partei und SA bereits Anzeichen für Auflösungserscheinungen und Frustration wegen der ausbleibenden Regierungsbeteiligung vermehrten. Das Treffen zwischen Papen und Hitler in Köln brachte zwar noch keine greifbaren Ergebnisse, leitete aber eine Annäherung ein, die zur Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 führte.

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Am 4. Januar 1933 trafen Hitler, von Papen, Heß, Himmler und Keppler in meinem Hause in Köln ein. Hitler, von Papen und ich begaben uns in mein Arbeitszimmer, wo eine zwei Stunden dauernde Besprechung stattfand. Heß, Himmler und Keppler nahmen an der Besprechung nicht teil, hielten sich aber im Nebenzimmer auf. [ . . . ] Die Verhandlungen fanden ausschließlich zwischen Hitler und Papen statt, ich nahm keinen Anteil daran. [ . . . ] Weiterhin führte Papen aus, daß er es für das beste halte, eine Regierung zu formen, bei der die konservativen und nationalen Elemente, die ihn unterstützt hatten, zusammen mit den Nazis vertreten seien. Er schlug vor, daß diese neue Regierung womöglich von Hitler und Papen zusammen geführt werden sollte. Daraufhin hielt Hitler eine lange Rede, in der er sagte, daß, wenn er zum Kanzler ernannt werden würde, Anhänger von Papen als Minister an seiner (Hitlers) Regierung teilnehmen könnten, sofern sie gewillt wären, seine Politik, die viele Änderungen bestehender Zustände verfolgte, zu unterstützen. Er skizzierte diese Änderungen, einschließlich der Entfernung aller Sozialdemokraten, Kommunisten und Juden von führenden Stellungen in Deutschland und der Wiederherstellung der Ordnung im öffentlichen Leben. von Papen und Hitler erzielten eine prinzipielle Einigung, durch welche viele der Punkte, die den Konflikt verursachten, beseitigt werden konnten und eine Möglichkeit der Zusammenarbeit gegeben war. Es wurde vereinbart, daß weitere Einzelheiten noch zu bearbeiten seien und daß dies in Berlin oder [an] einem sonstigen geeigneten Platz vorgenommen werden könne. Dies erfolgte, wie ich später erfuhr, in einer Zusammenkunft mit Ribbentrop. [ . . . ]

Diese Zusammenkunft zwischen Hitler und Papen am 4. Januar 1933 in meinem Hause in Köln wurde von mir arrangiert, nachdem Papen mich ungefähr am 10. Dezember 1932 darum ersucht hatte. Bevor ich diesen Schritt unternahm, besprach ich mich mit einer Anzahl von Herren der Wirtschaft und informierte mich allgemein, wie sich die Wirtschaft zu einer Zusammenarbeit der beiden stellte. Die allgemeinen Bestrebungen der Männer der Wirtschaft gingen dahin, einen starken Führer in Deutschland an die Macht kommen zu sehen, der eine Regierung bilden würde, die lange Zeit an der Macht bleiben würde. [ . . . ]





Quelle: Nr. 96, „Eidesstattliche Erklärung des Freiherrn Kurt von Schroeder vor der amerikanischen Untersuchungsbehörde des Internationalen Militärgerichtshofes in Nürnberg zu den Verhandlungen in seinem Hause in Köln mit Hitler am 4. Januar 1933“; abgedruckt in Reinhard Kühnl, Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten. Düsseldorf: Paul-Rugenstein Verlag, 1977, S. 172-75.

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