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Revidierter Plan für das Industrieniveau in den anglo-amerikanischen Zonen (29. August 1947)

Im August 1947 beschließen die USA und Großbritannien, die Produktionskapazitäten in der Schwerindustrie und anderer bisher beschränkter Wirtschaftszweige in ihrer „Bizone“ deutlich zu erhöhen. Damit setzen sie sich über einen Kontrollratsbeschluss vom März 1946 und die ursprünglich von allen Alliierten angestrebte Deindustrialisierung Deutschlands hinweg. Das offizielle Ziel ist, die gegenwärtige Wirtschaftskrise zu überwinden und der „Bizone“ eine eigene wirtschaftliche Existenz innerhalb Deutschlands und Europas zu ermöglichen.

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PRÄAMBEL

Im März 1946 nahmen die vier Besatzungsmächte, vertreten durch die alliierte Kontrollbehörde, einen Plan über die Reparationen und das Niveau der deutschen Nachkriegswirtschaft an. Die Ziele des Plans waren es, das Kriegspotenzial Deutschlands zu vernichten, Reparationen bereitzustellen und dennoch in Deutschland notwendige Fabriken und Ausrüstung zu belassen, um den Wiederaufbau einer existenzfähigen Friedenswirtschaft zu gestatten.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass es notwendig ist, den Plan zu revidieren, der auf spezifischen Annahmen basierte, die nicht erfüllt wurden. Weder der Bizonenbereich noch Deutschland als Ganzes können unter dem Plan, wie er jetzt ist, wirtschaftliche Gesundheit wiedergewinnen. Darüber hinaus ist zunehmend deutlich geworden, dass Deutschland unter den gegenwärtigen Bedingungen seinen unverzichtbaren Teil zur wirtschaftlichen Erholung Europas nicht beitragen kann.

Der revidierte Plan verfolgt weiter die Ziele des ursprünglichen Plans.

Die Notwendigkeit, sicherzustellen, dass der Bizonen-Plan zu einem Plan für Deutschland als Ganzes angepasst werden kann, ist durchweg bedacht worden. Das Angebot an die anderen Besatzungsmächte, sich der Bizone dabei anzuschließen, eine einheitliche deutsche Wirtschaft zu entwickeln, steht noch immer. Der Plan wurde mit gebührender Rücksicht auf die Hoffnung entwickelt, dass dieses Angebot angenommen wird.


I. ALLGEMEINE BETRACHTUNGEN

Es wurde geschätzt, dass die industrielle Kapazität, die nach dem Plan vom März 1946 erhalten wurde, eine Produktion von 55% derer des Jahres 1938 hervorbringen würde, was ungefähr 70-75% der Produktion von 1936 wäre. Das Ergebnis des neuen Plans wird es sein, ausreichende Kapazität in der Bizone zu erhalten, um sie dem in Deutschland vorherrschenden Industrieniveau von 1936 anzunähern, einem Jahr, das weder von einem Boom noch von rückläufigen Bedingungen gezeichnet war.

A. Der alte Plan sah sehr scharfe Einschnitte in die Produktionskapazitäten der Metall-, Maschinen- und Chemieindustrie vor, aus denen der Großteil der Reparationen beschafft werden sollte. Es ist unmöglich, eine selbstversorgende Wirtschaft in der Bizone zu schaffen, ohne den Produktionslevel dieser Industrien erheblich zu erhöhen. Im Wesentlichen liegt der gesamte Unterschied zwischen dem ursprünglichen und dem revidierten Plan in diesen Reparationsindustrien, da der ursprüngliche Plan bereits maximale, und in einigen Fällen unrealistische Produktionslevel für die Nicht-Reparationsindustrie festgelegt hat. Unter dem überarbeiteten Plan werden die Kapazitäten in der Metall-, Maschinen- und Chemieindustrie ausreichend sein, um die Produktion zu einem Grad zu ermöglichen, der durchschnittlich 5 oder 10% unter dem von 1936 liegt. Im Vergleich zum Kriegsjahr 1944 stellen die vorgeschlagenen Produktionslevel eine Verminderung um 55 bis 60% dar.

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