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Bruno Taut, „Ein Architektur-Programm” (1919)

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IV. Sonstige Bauten

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b) Kein Unterschied zwischen öffentlichen und privaten Bauten. Solange es freie Architekten gibt, gibt es nur freie Architekten. Bevor es keine Regierungstöpfermeister gibt, braucht es keine Regierungsbaumeister zu geben. Öffentliche wie Privatbauten kann jeder bauen; Aufträge im Sinne von II c oder durch Wettbewerbe, die nicht anonym sind, deren Bewerber durch einen Rat nach II c eingeladen und preisgekrönt werden; keine unbezahlten Entwürfe. Unbekannte Architekten wenden sich zur Einladung an den Rat. Die Anonymität ist durch die erkennbare künstlerische Handschrift der erfolgreichen Architekten wertlos.

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d) Keine Titel und Würden für Architekten (Doktor, Professor, Baurat, Geheimer, Wirklicher, Wirklicher Geheimer, Exzellenz usw.).

e) In allem Bevorzugung des Schöpferischen, keine Bevormundung, wenn einmal ein Architekt beauftragt ist.

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g) Nur solche Architektenkorporationen haben dafür und sonst Geltung, und werden staatlich anerkannt, innerhalb deren das Prinzip der gegenseitigen Hilfe restlos durchgeführt ist. Von ihnen auch Beeinflussung der Baupolizei. Nur die gegenseitige Hilfe macht eine Gemeinschaft fruchtbar und tätig. Sie ist wichtiger als die Stimmenzahl, die nichts bedeutet ohne den sozialen Zusammenhalt. Sie scheidet den unkünstlerischen und damit unlauteren Wettbewerb aus.

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VI. Architektur und die anderen Künste

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c) Einführung der Architekturlernenden in die schöpferische „neue Kunst“. Nur der Architekt hat Bedeutung, der das Gesamtgebiet der Kunst übersieht und die radikalen Bestrebungen der Malerei und Plastik versteht. Nur er wird die Einheit des Ganzen herbeiführen helfen.

Die stärkere Geltung des Architekten im öffentlichen Leben bei Besetzung wichtiger Ämter und dergleichen wird sich von selbst aus der Durchführung dieses Programms ergeben.



Quelle: Bruno Taut, Ein Architektur-Programm. Berlin: Arbeitsrat für Kunst, 1919.

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