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Franz Rehbein, Landarbeiter (um 1890)

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Einen Trost nach so viel anstrengender Arbeit gewährte uns jedoch die Auszahlung unseres gemeinsamen Ernteverdienstes. Mit einer gewissen Befriedigung drückten wir die schönen harten Taler in der Tasche, als wir nach erfolgter Ablohnung unserem Hüttchen zustrebten, an den Stoppelfeldern vorüber, auf denen wir so manchen Schweißtropfen vergossen hatten.

Gleich nach den Haupterntewochen nahm ich Arbeit bei der Dreschmaschine an.

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Nicht jeder Hof hat seine Maschine, wie die Großgüter, auch gibt es keine Genossenschaftsmaschinen, wie anderswo. Die Dreschmaschinenbesitzer sind vielmehr selbständige Unternehmer, die sich eine eigene Maschine entweder gegen Bar oder auf Abzahlung anschaffen. Sie nehmen sich auch selbständig die nötigen Mannschaften an und ziehen nun mit ihrem bemannten Geschütz von Hof zu Hof, mit dessen Bauern der Drusch vereinbart war.

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Was die Dreschmaschinenarbeit selber betrifft, so ist sie eine der anstrengendsten und aufreibendsten, die man sich denken kann. Stunden, nur Stunden schinden, ist hier die Losung. Je mehr Stunden am Tage, desto eher wird der Bauer die Maschine wieder los, desto weniger Mahlzeiten braucht er den Leuten zu geben. Je mehr Stunden der Maschinenmeister erzielt, desto mehr Korn kann er zum Ausdrusch übernehmen, und desto höher ist sein Profit. Je mehr Stunden die Leute zusammenrackern, desto größer ist der Wochenverdienst. Spätestens um 4 Uhr morgens wird angefangen, nicht selten aber auch schon um 3 Uhr, und dann geht es den ganzen lieben langen Tag rastlos fort, mindestens bis 8 Uhr abends; sehr häufig aber wird es 9 und 10 Uhr, öfters sogar 11 und 12 Uhr nachts. Pausen gibt es nur, solange die Essenszeit dauert, einschließlich der Schmierpausen insgesamt höchstens eine Stunde des Tags. Das Abendessen verursacht keine Pause, denn dies wird erst nach beendeter Tagesarbeit eingenommen, ganz gleichgültig wie spät es auch werde.

Bei der Arbeit geht es »immer feste weg«, was der Schinderkasten nur schlucken kann. Der Mensch muß mit der Maschine fort, er wird ihr Sklave, wird selbst zum Maschinenteil. Vergegenwärtigt man sich das ununterbrochene Heulen und Brummen der Dreschtrommel, sowie den fast undurchdringlichen Staub, den sie entwickelt, dann kann man sich denken, was diese Art Maschinendrescherei für den Mann bedeutet. Der Staub haftet, besonders wenn das Korn viel Regen bekommen hat, fast zentimeterdick auf den Leuten; oft können sie kaum aus den Augen sehen; die Augen sind denn auch häufig verschwollen und entzündet. Ebenso ist die Nase vom Einatmen der Staubmassen förmlich verstopft, und beim Ausspeien kommen ganze Klumpen schwärzlichen Schleimes zum Halse heraus. Außerordentlich fest setzt sich der Staub auf die bei der schweren Arbeit stark schwitzende Haut und verursacht ein unangenehmes Jucken und Brennen, so daß es einem zumute ist, als säße der ganze Körper voller Ameisen.

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