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Interview mit einer Schweriner Umweltinitiative (1980)

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Frage: Auf der Synode der mecklenburgischen Landeskirche im Frühjahr 1980 wurde u.a. auch über die Umweltproblematik diskutiert. Dabei hieß es in einer Entschließung, daß es auch notwendig sei, in der DDR über die Chancen und Gefahren der friedlichen Nutzung der Atomenergie zu sprechen. Ist die Atomkraft ein Thema in Euren Gruppen?

Antwort: Ja, es ist ein Thema, über das sehr viel spekuliert wird, aber leider sehr wenig Sachkenntnis existiert, weil keine wissenschaftliche Erklärung bis jetzt unter die Jugend gebracht ist. Einigen von uns ist bekannt, welche Bücher drüben in der BRD z.B. dazu vorhanden sind, aus denen man sich unter Jugendlichen eine Meinung bilden kann, was eigentlich die Gefahren sind, worin sie bestehen. Bei uns hingegen ist da eine große Unklarheit bei vielen, vielen Leuten. So kann man nicht einfach sagen, wir sind gegen Atomkraft oder wir sind dafür. Die meisten sind dafür oder viele sind dafür, weil einfach die Energie da sein muß – das ist eine ganz einfache Argumentation. Manche kirchlichen Vertreter blicken der Sache mit Sorge entgegen. Und es gibt auch Jugendliche in der DDR, die die Atomkraft zur Zeit ablehnen oder im augenblicklichen Stadium ablehnen, wo es sich herumspricht, daß eben verschiedene Kraftwerke den Sicherheitsanforderungen nicht genügen. Zum Beispiel hat das neue Kraftwerk, das jetzt an der Elbe gebaut wird, zur Zeit einen Baustop. Warum, daß weiß niemand, da wird auch nirgends etwas offizielles darüber gesagt vom Staat. Und so kommt eine Gerüchtemacherei unter der Jugend zu Fragen der Atomkraft auf. Wir stehen der ganzen Sache mit Sorge gegenüber, und es wird darüber diskutiert. Aber das wichtigste ist eben, es fehlt an Informationen, wo eigentlich die Gefahren liegen oder was das Problem der Atomkraft ist und welche Auswirkungen das auf uns hat.

Frage: Eine andere Frage ist die des sogenannten alternativen Lebensstils, die ja auch im direkten Zusammenhang mit der Umweltproblematik und der Zukunft steht. Inwieweit wird dies von Euch aufgegriffen?

Antwort: Das ist auch ein Gebiet, mit dem wir uns zwar befassen, sich aber insgesamt nur sehr wenige Jugendliche auseinandersetzen. Unsere Vorstellungen vom alternativen Leben – die sind geprägt durch ein umweltbewußtes Leben in erster Linie. Wir wissen sehr genau Bescheid über die Alternativbewegung in der BRD und kennen auch Jugendliche bzw. junge Erwachsene, die in der DDR so etwas versuchen, haben aber die Feststellung gemacht, daß diese Menschen in der DDR in die große Isolation gegangen sind.

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Frage: Wie ist die Reaktion auf Eure Aktion in Richtung Umweltschutz von seiten der staatlichen Behörden – wird sie begrüßt, wird sie beargwöhnt?

Antwort: Was wir nicht wollen, daß muß man nochmal deutlich sagen: wir wollen nicht so etwas Vergleichbares werden wie die Grünen Listen in der Bundesrepublik oder in diese Richtung arbeiten. Dennoch ist sehr kritisch geguckt worden zuerst. Für uns stand im Mittelpunkt nicht die politische Herausforderung an der Staat, etwas für den Umweltschutz zu tun, und darum ist es bisher zu keinen größeren Konflikten zwischen staatlichen Institutionen und uns gekommen. Wir sind nun selber auch eine selbsttragende Gruppe gewesen, also ohne hauptamtliche kirchliche Mitarbeiter. So mußten wir solche Fragen auch unter uns klären bzw. wir hatten die Hilfe der Kirche. Die Kirche stand hinter uns in diesen Aktionen, aber letztlich haben wir das selbst vorbereitet und uns selber engagiert und mußten dann auch die Konsequenzen selber tragen.



Quelle: „Es geht um mehr als Bäumepflanzen. Interview mit einer Schweriner Umweltinitiative“, Kirche im Sozialismus, 1980, Nr. 5-6.

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