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Politische Folgen ostdeutscher Krawalle nach Rockkonzerten an der Mauer (10. Juni 1987)

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Die drei Nächte anhaltenden Unruhen waren die heftigsten in Ostberlin seit dem Zusammenstoß im Anschluss an ein Rockkonzert im Oktober 1977. Berichten zufolge waren dabei vier Menschen ums Leben gekommen.

Die Zwischenfälle ereigneten sich zu einer besonders unangenehmen Zeit für die DDR, die das diesjährige 750. Stadtjubiläum Berlins dazu nutzen wollte, die Erfolge des Landes hervorzuheben. Ostdeutschland genießt einen der höchsten Lebensstandards in Osteuropa und hat kaum Anzeichen mangelnder politischer Stabilität erkennen lassen.

Nach Angaben westlicher Diplomaten dürften die öffentlichen Zusammenstöße wahrscheinlich die Zwangslage des DDR-Staatsoberhauptes Erich Honecker verschärfen, der sich wiederholt den Appellen Michail Gorbatschows zu größerer Offenheit und mehr Demokratie in den kommunistischen Gesellschaften widersetzt hat.

Nach Meinung von Diplomaten und politischen Beobachtern befürchten die ostdeutschen Behörden, daß eine Lockerung bei den Einschränkungen der Medien und der öffentlichen Diskussion mehr Brisanz entwickeln könnte als in anderen osteuropäischen Ländern. Dies sei deshalb der Fall, so sagen sie, weil die DDR-Bürger mit ihrem leichten Zugang zum Westfernsehen und -radio sowie familiären und historischen Bindungen zur Bundesrepublik eher als andere Osteuropäer Freiheiten nach westlichem Vorbild erwarten würden.

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Quelle: Robert J. McCartney, „East German Police, Rock Fans Clash in Berlin for the Third Straight Night“ [„DDR-Polizei und Rockfans stoßen in Berlin während der dritten Nacht in Folge zusammen“], International Herald Tribune, 10. Juni 1987.

Übersetzung: Erwin Fink

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