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Die Daily-Telegraph-Affäre (28. Oktober 1908)

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Seine Majestät ging dann nochmals auf den Punkt ein, der ihn am meisten beschäftigt, auf die Beweise seiner Freundschaft für England. »Ich habe mich«, sagte er, »auf die Reden bezogen, in denen ich, wie es ein Souverän irgend kann, meinen guten Willen verkündet habe. Aber da Handlungen lauter srpechen als Worte, lassen Sie mich auch mich auf meine Handlungen beziehen. Im allgemeinen glaubt man in England, während der Dauer des Südafrikanischen Kriegs sei Deutschland feindlich gesinnt gewesen. Zweifellos war die öffentliche Meinung in Deutschland den Engländern feindlich – bitter feindlich. Die Presse war feindlich; die private Meinung war es. Aber wie ist es mit dem offiziellen Deutschland? Lassen Sie meine Kritiker sich fragen, was die europäische Reise der Buren-Delegierten, die eine Intervention Europas zu erreichen strebten, zu einem plötzlichen Stillstand und dann zu völligem Zusammenbruch gebracht hat? Sie wurden in Holland gefeiert; Frankreich bewillkommnete sie mit Begeisterung. Sie wollten nach Berlin kommen, wo das deutsche Volk sie mit Blumen bekränzt haben würden. Aber als sie baten, von mir empfangen zu werden, habe ich das abgelehnt. Die Agitation war unmittelbar darauf tot, und die Delegierten kehrten mit leeren Händen zurück. Handelt, frage ich, so ein heimlicher Feind?

Und ferner: Als der Kampf auf der Höhe war, wurde die deutsche Regierung von denen Frankreichs und Rußlands eingeladen, sich mit ihnen zu verbinden und England aufzufordern, dem Krieg ein Ende zu machen. Der Moment, so sagten sie, sei da, nicht nur die Burenrepubliken zu retten, sondern England bis in den Staub zu demütigen. Was war meine Antwort? Ich sagte, daß Deutschland, weit entfernt davon, an irgendeinem verabredeten Vorgehen Europas zum Druck auf England und so dessen Erniedrigung teilzunehmen, immer eine Politik vermeiden müsse, die es in Verwicklungen mit einer Seemacht wie England bringen könne. Die Nachwelt wird eines Tags den genauen Wortlaut des Telegramms – es liegt jetzt in den Archiven des Windsor-Schlosses – lesen können, worin ich den Souverän Englands von meiner Antwort an die Mächte, die damals es zu stürzen suchten, unterrichtet habe. Engländer, die jetzt mich beleidigen, indem sie mein Wort anzweifeln, sollten wissen, wie ich in der Stunde ihres Mißgeschicks gehandelt habe

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