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Hedwig Dohm, „Was die Pastoren von den Frauen denken” (1872)

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(Seite 11, 8/9)

Wer, wer erlöst uns von der Phrase? –

„von der Unterordnung des weiblichen Geschlechts auf Grund des biblischen Ausspruchs: er soll dein Herr sein.“

In den niederen Ständen ist er es in der Regel, denn hier herrscht, Gott sei‘s geklagt, noch das Faustrecht.

In den gebildeten Ständen hat zwar vielfach die Frau in der Ehe das Übergewicht, leider aber entscheidet hier nur äußerst selten der innere Wert der Gatten über die Herrschaft. – Gemeine, egoistische Frauennaturen wissen sich zu helfen. Die Märtyrerinnen der Ehe sind fast immer edle, fein organisierte Frauen.

In den wenigen idealen Ehen aber, die ich kenne, ist niemand über- und niemand untergeordnet; das vollkommenste Respektieren der beiderseitigen Eigenart herrscht da; in gesicherter Freiheit leben die Gatten, und so wird es immer zwischen wahrhaft edlen Menschen sein.

Bleiben wir aber bei den Ehen, wie sie in der Regel sind und nach unseren sozialen Einrichtungen kaum anders sein können, und fragen wir: wer sollte innerhalb dieser Ehen herrschen?

Nicht ein Geschlecht, Herr von Nathusius, sondern eine Gesinnung, die edlere Gesinnung und der reinere Geist sollen herrschen.


(S. 17 ff)

Indessen will der Verfasser den unglücklichen ledigen Frauen, die ihren Beruf verfehlt haben, drei Berufssorten als Notarbeit gütigst gestatten:

„Den Beruf der Diakonissin, der in seiner Erweiterung den Hebammendienst einschließt, und – man staune – den Beruf der Ärztin.“

Kaum hat aber Herr von Nathusius das kühne Wort gesprochen, so überkommen ihn Gewissensskrupel, die er durch folgende Einschränkung zu beschwichtigen sucht:

„Es wird aber sehr darauf ankommen, daß dieses Stück der ‚Frauenfrage‘ in die rechten Gleise geleitet werde. Will man es als weiter nichts als ein Stück Konkurrenz des weiblichen Geschlechts mit dem männlichen behandeln, ohne die eigentümlichen Gaben und Grenzen beider auch darin innezuhalten, . . . so ist zu fürchten, daß diese Konkurrenz scheitert und das Ganze mit einem lächerlichen Versuche endet.“

„Es wird sich der Beruf von Heilfrauen auf Frauen und Kinder beschränken (selbstverständlich), er wird sich vorzugsweise auf Frauen- und Kinderkrankheiten zu werfen haben. Es wird eine männliche Überlegenheit der Ruhe des Verstandes, der Energie, auch in diesem Beruf wie überhaupt in der Natur beider Geschlechter begründet bleiben.“

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