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Einzelporträt (7. November 1914)

Porträts in Uniform waren auch schon in Friedenszeiten vor allem in bürgerlichen Familien durchaus üblich. Der hier Porträtierte war Christine Rollers Schwager. Die Postkarte wurde im November 1914, also nur wenige Monate nach Kriegsbeginn, verschickt. Obwohl im Freien aufgenommen und daher ohne die im fotografischen Atelier üblichen Hintergründe und Accessoires, erkennt man den Versuch des Fotografen, diese Aufnahme zu einem Repräsentationsbild zu machen. Der Abgebildete posiert in der für Militärporträts typischen Standbein-Spielbein-Haltung, hat die rechte Hand am Gewehrlauf und blickt, ohne zu lächeln, am Betrachter vorbei. Repräsentative Porträtbilder wie dieses entstanden eher zu Beginn des Krieges. In seinem weiteren Verlauf verwischten zunehmend die Regeln der Repräsentationsfotografie und wichen Situationsfotos, die persönliche Stimmungen vermittelten.


Auf der Postkarte ist zu lesen:

(Poststempel vom 7. November 1914)

Liebe Christine!
Mit diesem sende ich Dir einen Gruß aus Feindesland. Danke Gott, dass dieser traurige Schauplatz nicht auf heimatlichem Boden ist. Wir kommen durch Dörfer, die nur noch Ruinen sind. Heute Nacht kommen wir in die Stellung dem Feind gegenüber. Mit Gottes Hilfe hoffe ich, alles zu überstehen und wieder zu meinen Lieben zurück zu kehren. Wir kommen jetzt nicht mehr aus den Kleidern und es ist nachts oft kalt. Gar an vielen Gräbern kommen wir vorbei, die nun ausgelitten haben. Meine Adresse ist nun . . . . (Regiment). Unsern Ort dürfen wir nicht mitteilen. Wir waren von der Grenze 3 Tage unterwegs. Nun sei du bis auf ein frohes Wiedersehen herzlich gegrüßt von deinem Schwager Robert.

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Einzelporträt (7. November 1914)

Fotos und Postkarten erscheinen mit freundlicher Genehmigung der Familien Mauch und Roller, Weil im Schönbuch, Deutschland.