Friedrich Naumann, liberaler Politiker (ohne Datum)
Friedrich Naumann (1860-1919), protestantischer Theologe und Politiker, strebte danach, Industriegesellschaft und liberale Demokratie mit christlichen Werten in Einklang zu bringen. Als junger Mann übertrug er seine theologischen Studien auf das angewandte Christentum und versuchte die Notlage der Arbeiterklasse in der Industriegesellschaft zu entschärfen. 1896 gründete er in diesem Sinne den National-Sozialen Verein. Er vertrat die Einrichtung eines „Volksstaates“, um gleichermaßen wirtschaftlicher Unsicherheit und wachsener Säkularisierung entgegen zu treten. In seiner Vorstellung basierte dieser Staat auf sozialer Gerechtigkeit und Fürsorge und auf der bereitwilligen Unterstützung des öffentlichen Wohls durch den Einzelnen. Klassenbewusstsein kritisierte er als einen Faktor für die Spaltung des deutschen Volkes. Naumann war Reichstagsmitglied von 1908 bis 1918 und Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (1918).
Quelle: Theodor Heuß, Friedrich Naumann: Der Mann, Das Werk, Die Zeit. Deutsche Verlags-Anstalt: Stuttgart und Berlin, 1937, Frontispiz. Foto: Binder, Berlin.
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